Irgendwo
in einem Dorf in Großbritannien, 17. Jahrhundert
Heute
mache ich mal eine Zeitreise, um zu meinen Interviewpartnern zu
kommen. Es ist schon meine zweite, aber damals bin ich nur ins 19.
Jahrhundert gesprungen. Mal schauen, was mich hier, noch zwei
Jahrhunderte früher, erwarten wird. Verabredet bin ich mit Abigail
und Lucien, wobei ich keinen blassen Schimmer habe, was mich da heute
erwarten wird. Soweit ich weiß, gibt es zu der Zeit Vampire, die
nicht gerade für ihre Friedfertigkeit bekannt sind. Aber ich lasse
mich mal überraschen.
© pixabay |
Abigail:
Willkommen! Bist du Andrea? Vanessa meinte, ich würde heute Besuch
aus ihrer Zeit bekommen. Wachsam schaut sie sich um, bevor sie
mich ins Haus winkt. Wir sollten besser
hineingehen. Im Moment ist es nicht ratsam, nach Sonnenuntergang
draußen zu sein. Man weiß nie, wer sich in den Schatten
herumtreibt.
Schnell
betrete ich die Hütte und bin überrascht, wie gemütlich es hier
ist. Im Prinzip ist es ein großer Raum, der Küche, Schlafzimmer und
Wohnbereich miteinander vereint, wobei ich im hinteren Teil der Hütte
noch eine schmale Tür entdecken kann, die wohl in Abbies Arbeitsraum
führt. Alles ist einfach gehalten und die Möbel sind alle aus Holz
gefertigt. Bei meiner Musterung entdecke ich ein schmales Bett, eine
gemauerte rußgefärbte Kochstelle, in der ein gemütliches Feuer
lodert und einen Tisch mit vier Stühlen auf dem ein tönerner Krug
und zwei Becher stehen. Eine gelbliche Kerze taucht den Raum in ein
warmes Licht - zusammen mit dem Feuer - und verströmt einen
angenehmen Duft nach Bienenwachs. Nun bemerke ich auch den Mann, das
ist wohl Lucien, der noch immer neben dem Fenster steht. Durch seine
schwarze Kleidung und der Position in den Schatten war er gut
getarnt. Schulterlange rabenschwarze Haare werden durch ein Lederband
zusammengehalten und betonen seine leicht kantigen, stolzen Züge.
Seine blauen Augen mustern mich eindringlich und vielleicht ein
bisschen zu hungrig für meinen Geschmack. Mir läuft ein kalter
Schauer über den Rücken, denn ich weiß nicht, wie ich dieses
Verhalten einordnen soll.
Lucien:
Guten Abend Andrea. Die Frauen deiner Zeit haben eine
gewöhnungsbedürftige Art, sich zu kleiden.
Abigail
(stößt
ihn leicht an):
Sei nicht so unhöflich. Ich kann mir gut vorstellen, dass Hosen
praktischer sind als lange Kleider. Nimm Platz, Andrea. Möchtest du
etwas trinken? Apfelwein oder wäre dir ein Kräutersud lieber?
Ich:
In meiner Welt ist das tatsächlich normal, dass auch Frauen Hosen
tragen. Und ehrlich gesagt finde ich die immer noch bequemer als
Kleider. Einen Apfelwein würde ich gerne nehmen, dankeschön!
Wir
setzen uns an den Tisch, die beiden auf die eine und ich auf die
andere Seite. Danach schauen sie mich erwartungsvoll an.
Ich:
Vielen Dank, dass ich euch beide besuchen und interviewen darf. Ist
ja doch eine ganz schöne Veränderung für mich, ich bin ja in
meiner Zeit doch anderes gewöhnt. Wie verbringt ihr denn euren Tag
und was macht ihr beruflich, wenn man das so nennen kann?
Abigail:
Ich bin Heilerin und habe eigentlich immer gut zu tun. Wenn ich mich
um keine Kranken kümmern muss, bereite ich Salben oder Tinkturen zu,
sammle Kräuter oder kümmere mich um meinen Garten. Die alltäglichen
Arbeiten im Haushalt kommen da natürlich noch dazu. Manchmal gehe
ich auch ins Dorf, um Einkäufe zu erledigen, aber das lohnt sich nur
am Markttag. Natürlich bin ich sonntags auch bei der Andacht von
Pater Christoph in der kleinen Kapelle anwesend. Ich darf es mir auch
nicht leisten, dort zu fehlen, weil sonst das Gerede, dass ich eine
Hexe sei, noch lauter würde.
Lucien
(schnaubt verächtlich): Diese Dorftrottel sind einfach
blind. Aber immerhin ist der Pater ganz anständig, was man nur von
wenigen Kirchenvätern behaupten kann. (neigt den Kopf und lächelt
raubtierhaft) Ich schlafe tagsüber und gehe nächtens auf die
Jagd nach unvorsichtigen Menschen.
Ich
(schauert):
Jagd
nach unvorsichtigen Menschen?
Gruselig. Ich
hab ja ein
bisschen was über eure Zeit gelesen und meistens liest man eher von
einer finsteren Zeit, in der viele Schatten lauern. Abigail, du hast
mir ja auch gesagt, dass ich vorsichtig sein soll, wenn ich ankomme.
Warum? Was lauert denn im Schatten?
© pixabay |
Lucien:
Wenn man viel Glück hat. In der Regel ist uns egal, wen wir vor uns
haben. Hauptsache wir können unseren Blutdurst stillen. Wobei wir
uns besondere Leckerbissen nur ungern entgehen lassen.
Ich:
Da
würde ich wahrscheinlich freiwillig zu Hause bleiben.
Du bist ein Wesen der Nacht, Lucien?
Ich muss gestehen, dass ich in meinen bisherigen Interviews noch
keinen Vampir getroffen habe, nur ein Werwolf-Pärchen. Welche
Fähigkeiten hast du denn? Und sollte ich mich vor dir in Acht
nehmen?
Lucien:
Was denkst du?
Er
grinst mich an und in diesem Moment kann ich seine Fänge deutlich
sehen. Seine vorher blauen Augen leuchten nun rot und zeigen sehr
deutlich, was in ihm steckt. Ich räuspere mich und versuche mich auf
meine Fragen zu konzentrieren.
Ich:
Okay, gefährlich können wir abhaken. Wie sieht es mit deinen
Fähigkeiten aus?
Lucien:
Ich bin schneller und stärker als jeder Mensch und kann die Gedanken
und Gefühle meiner Opfer kontrollieren und auch manipulieren. Nur
wenige Leute können der Anziehungskraft eines Vampirs widerstehen
und Flucht ist zwecklos. Wobei ich eine gute Jagd wirklich zu
schätzen weiß. Das Aroma ist sehr vollmundig.
Ich:
Ähm
… okay??!! Das ist gleichermaßen beeindruckend und gruselig. Fürs
Protokoll, ich schmecke fürchterlich.
Kommen wir mal ans Eingemachte. Wie sieht‘s denn eigentlich in
eurem Liebesleben aus?
Abigail
(errötet): Ähm, na ja…
Lucien
(grinst):
In
mancher Hinsicht ist sie noch immer eine schüchterne Jungfrau,
obwohl sie im Bett… Schnell
hält Abigail
ihm den Mund zu.
Abigail:
Lucien!
So wie du es sagst, klingt es, als wäre ich eine wollüstige
Hafendirne! Dabei habe ich meine Jungfräulichkeit viele Jahre
gehütet und sogar bis aufs Blut verteidigt.“
Lucien
zupft ihre Hand von seinem Mund und küsst ihre Finger. In welcher
Beziehung die beiden zueinanderstehen, wird in diesem Moment sehr
deutlich.
Lucien:
Verzeih. So war das nicht gemeint. Ich bin sehr froh, dass du so ein
braves Mädchen warst - bis du mir begegnet bist.
Abigail
(entzieht ihm empört ihre Hand): Du
bist unmöglich!
Lucien
(grinst):
Ich bin
ein Vampir und ein Mann, der eine Frau begehrt. Was erwartest du von
mir?
Ich
(kann mir ein
Kichern nicht verkneifen):
Ihr
beiden seid echt süß zusammen.
Zeit für eine kleine Schnellfragerunde. Süß oder sauer?
Abigail:
süß
Lucien
(schaut zu Abbie): Eindeutig süß
Ich:
Ähm
ja, weiter im Text.
Was ist euer Lieblingstier?
Abigail:
Ich mag die Nachtigall und ihren Gesang sehr.
Lucien:
Wölfe sind ganz praktisch, wenn man seine Spuren verwischen will…
© pixabay |
Abigail:
Ich liebe frischgebackenes Brot und freue mich immer, wenn ich ein
Stück Fleisch auf dem Teller habe. Ab und an bekomme ich ein Stück
Hase von einer Freundin.
Lucien:
Menschenblut, frisch gezapft natürlich…
Ich:
Okay,
ja, eine andere Antwort wäre auch nicht passend. Aber ich stimme
Abbie zu, frischgebackenes Brot ist einfach lecker.
So, wir sind fast am Ende, eine letzte Frage habe ich noch für euch.
Wenn ihr die Chance hättet, die Autorin eures Buches zu treffen, was
würdet ihr ihr sagen wollen?
Abigail:
Ich würde Vanessa gern fragen, warum sie mich so leiden lässt. Ein
paar der üblen Kerle hätte sie wirklich streichen können. Wobei
ich mit dem Ende meiner Geschichte durchaus zufrieden bin.
Lucien:
Wenn sie Abbie noch einmal in Gefahr bringt, dann sollte sie nachts
ihre Tür gut verschließen. Und diese kryptischen Hinweise waren
teils wirklich nervig, aber das kann auch an den Hütern liegen.
Ich:
Okay,
das werde ich ihr mal ausrichten. Vor allem, dass sie ihre Tür
verschließen sollte. Wobei ich aber nicht glaube, dass sie Abbie
nochmal in Gefahr bringen wird.
Vielen lieben Dank ihr beiden, dass ihr euch die Zeit für ein
Interview genommen habt. Ich muss dann leider schon wieder los, auch
wenn ich gerne noch mehr über euch und eure Welt erfahren würde.
Vielleicht komme ich euch ja einfach nochmal besuchen.
Abigail:
Vielen Dank für das interessante Gespräch.
Lucien:
Komm heil nach Hause!
Ich
trete wieder aus der Hütte raus und bin froh, dass ich mein Portal
von hier aus schon sehen kann. Abigail
und Lucien stehen noch am Fenster, ist
ihnen wahrscheinlich auch nicht ganz geheuer, dass ich hier alleine
rumlaufe. Ist
doch ein wenig gruslig, was mir die beiden so erzählt haben. Ich
winke ihnen nochmal zum Abschied und sprinte dann los, hüpfe
in mein Portal und bin wieder sicher zu Hause.
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Klappentext: In einem abgeschiedenen Dorf im Großbritannien des 17. Jahrhunderts:
Es ist eine finstere Zeit und im Schatten der Nacht lauern viele Gefahren…
Die junge Heilerin Abigail führt ein einsames und beschwerliches Leben. Die meisten Dorfbewohner misstrauen ihr, trotz ihrer Hilfsbereitschaft und ihrer liebenswerten Art. Als ihr eines Nachts drei Männer auflauern und sich an ihr vergehen wollen, scheint ihre Situation aussichtslos.
Überraschende Hilfe erscheint in Gestalt des Vampirs Lucien, der ganz eigene Pläne mit der hübschen Abigail verfolgt. Befreit von der ersten Gefahr stolpert Abbie in die nächste. Verängstigt und fasziniert zugleich schafft sie es nicht, der Verführung des Vampirs zu widerstehen.
Schnell wird ihr bewusst, dass sie nicht nur um ihr Leben fürchten muss, sondern auch um ihr Herz. [Cover-/Textquelle: Vanessa Carduie]
Abigail und Lucien haben mir in dem
Interview einen kleinen Einblick in ihre Geschichte gegeben. Möchtet
ihr mehr über ihre Geschichte erfahren?
Seit Anfang des Monats gibts die Geschichte übrigens auch als Hörbuch!
Dann solltet ihr euch das Buch „Im Schatten der Nacht“ von Vanessa Carduie mal genauer anschauen. Mehr Informationen findet ihr auch bei der Autorin (👉hier)
Seit Anfang des Monats gibts die Geschichte übrigens auch als Hörbuch!
Dann solltet ihr euch das Buch „Im Schatten der Nacht“ von Vanessa Carduie mal genauer anschauen. Mehr Informationen findet ihr auch bei der Autorin (👉hier)
Es ist eine finstere Zeit und im Schatten der Nacht lauern viele Gefahren…
Die junge Heilerin Abigail führt ein einsames und beschwerliches Leben. Die meisten Dorfbewohner misstrauen ihr, trotz ihrer Hilfsbereitschaft und ihrer liebenswerten Art. Als ihr eines Nachts drei Männer auflauern und sich an ihr vergehen wollen, scheint ihre Situation aussichtslos.
Überraschende Hilfe erscheint in Gestalt des Vampirs Lucien, der ganz eigene Pläne mit der hübschen Abigail verfolgt. Befreit von der ersten Gefahr stolpert Abbie in die nächste. Verängstigt und fasziniert zugleich schafft sie es nicht, der Verführung des Vampirs zu widerstehen.
Schnell wird ihr bewusst, dass sie nicht nur um ihr Leben fürchten muss, sondern auch um ihr Herz. [Cover-/Textquelle: Vanessa Carduie]
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