Mittwoch, 16. Februar 2022

ProtaTalk mit Kiro & Luan aus "Sterbende Magie"

 

Valtameri, Arantis

Heute hat es mich mal wieder in eine neue Welt verschlagen. Zu entdecken gibt es hier schon eine ganze Menge. Ich bin am Rande eines Waldes gelandet, der mutet ein bisschen gruselig an, wenn ich ehrlich bin. Aber auf der anderen Seite gibt es mehr zu sehen – Klippen und dahinter erstreckt sich nur noch das weite Meer. Ja, das sieht echt toll aus. Weiter unten kann ich ein Dorf erkennen, das muss Valtameri sein. Und auf meiner Höhe entdecke ich auch noch ein Schloss, das sich an die Klippen schmiegt. Ich setze mich auf einen Stein und während ich auf meine beiden Interviewpartner warte, verliere ich mich in dem schönen Ausblick. Plötzlich räuspert sich jemand neben mir und ich drehe mich erschrocken um. Das sind dann wohl meine Interviewpartner. Kurz kommt es mir vor, als sähe ich doppelt. Beide tragen Mäntel, die schon bessere Zeiten gesehen haben und auch ihre Gesichter sehen nahezu identisch aus – natürlich, sie sind Zwillinge. Einer von ihnen trägt eine gestrickte Mütze über den blonden Haaren, er mustert mich äußerst kritisch aus den hellen blauen Augen. Sein Bruder lächelt freundlich.

Ich: Habt ihr mich erschreckt. Ich war gerade total in dem Ausblick versunken. Ihr müsst Kiro und Luan sein, freut mich, euch kennenzulernen.

Luan: Das Meer hat etwas Hypnotisches an sich, nicht wahr? Glaub mir, das geht mir genauso. Oben im Schloss gibt es eine Terrasse, von dort hat man eine noch tollere Aussicht auf das Meer. Ich bin übrigens Luan, das ist Kiro. Freut mich sehr, dich kennenzulernen.

Kiro (vergräbt die Hände in den Manteltaschen, sieht sich unruhig um): Ich bin immer noch nicht davon überzeugt, dass das hier eine gute Idee ist.

Luan (verdreht die Augen): Keine Sorge, es werden schon keine Blauröcke hinter den Büschen hervorspringen.

Ich: Ich bin ganz allein gekommen, Blauröcke hab ich keine gesehen. Bevor wir zu ein paar persönlicheren Fragen kommen, würde ich gerne ein bisschen mehr über die Welt erfahren. Wie kann ich mir Arantis vorstellen? Gibt es Städte – und was ist der Unterschied zu dem Dorf da unten?

Luan: Es gibt mehrere Städte in Arantis. Aber keine ist so groß wie die Hauptstadt Molga. Dort sind wir aufgewachsen. Es ist kein Vergleich zu hier. Die Stadt ist riesig, laut und voller Leben. (Sein Blick verdüstert sich.) Aber in den letzten Jahren hat sich viel verändert – und damit meine ich nicht die Fabriken, die sich immer mehr ausgebreitet haben.

Kiro: Wir Magier sind dort nicht mehr erwünscht. Es ist… (schüttelt den Kopf) Es ist so viel Schlimmes in der Stadt passiert.

Luan (räuspert sich): Lasst uns über etwas anderes reden. Hier ist es viel ruhiger als in der Stadt. Ich mag die Ruhe. Und die Luft ist definitiv besser. Über das Dorf kann ich gar nicht so viel erzählen, ich bin die meiste Zeit oben im Schloss. Kiro weiß da sicher mehr (stupst ihn an).

Kiro (seufzt): Jeder hier ist so verdammt neugierig. In der Stadt kümmert man sich nur um seine eigenen Angelegenheiten. Hier wirst du allein schon dafür komisch angeschaut, dass du aus der Stadt kommst. Dabei wissen sie noch nicht einmal, dass wir Magier sind – und zu zweit sind. Das soll auch so bleiben (verschränkt die Arme). Außerdem stinkt es überall nach Fisch. Ich bin froh, wenn wir den Ort endlich verlassen können.

Ich: In eurem Land gibt es also Magie? Welche Art von Magie? Und wie beherrscht ihr sie?

Kiro (runzelt die Stirn, murmelt): Noch. Noch gibt es Magie.

Luan: Magie umgibt alles, jedes Lebewesen. Du kannst es dir wie ein Licht vorstellen, das alles umschließt. Feingewobene, pulsierende Lichtstränge. Wir können auf sie Einfluss nehmen, neue Muster hineinweben, verändern oder – zerreißen.

Beim letzten Wort überkommt ihn ein Schauer, er verschränkt die Arme, presst die Lippen fest zusammen.

Kiro (mustert seinen Bruder besorgt, räuspert sich): Aber wir sprechen nicht davon, Magie zu beherrschen. Beherrschen würde bedeuten, dass wir uns über sie stellen. Wir nennen es beeinflussen. Durch das Magieweben können wir zum Beispiel Wachstum fördern oder Wundheilung beschleunigen.

Ich: Das klingt spannend. Und alles hat wohl auch eine Kehrseite. Welche Ziele verfolgt ihr denn? Zurück in eure Heimatstadt scheint ihr ja nicht zu wollen.

Luan schaut zu Boden. Kiro legt ihm die Hand auf die Schulter.

Kiro: Nein, wir können nicht zurück. Nie wieder. Es ist nicht nur so, dass wir Magier nicht länger erwünscht sind… auch die Magie verändert sich. Etwas passiert mit ihr. Wir müssen so schnell wie möglich das Land verlassen. Deswegen sind wir hier in Valtameri. Wir werden ein Boot finden, das uns hinaus aufs Meer bringt, nur dort sind wir sicher. Wir werden Vayara finden, die Insel der Magier. Von dort stammen unsere Vorfahren, dort kehren wir nun zurück.

Ich: Das klingt schlimm. Ich hoffe sehr, dass der Plan funktionieren wird und ihr Vayara auch findet. Jetzt habe ich mal eine etwas persönlichere Frage an euch. Wie sieht es denn in eurem Liebesleben aus? Gibt es da jemanden?

Kiro: Nein.

Luan sieht hinauf zu dem Schloss, das sich an die Klippen schmiegt.

Luan: Vielleicht.

Kiro (seufzt): Luan, wir haben darüber gesprochen…

Luan: Ich weiß.

Kiro: Das ist keine gute Idee. Vergiss diesen Schlossherrn. In ein paar Tagen sind wir ohnehin fort.

Luan presst die Lippen zusammen und schweigt.

Ich: Okay, kein gutes Thema. Zeit für eine kleine Schnellfragerunde. Was ist euer Lieblingsessen?

Kiro: Definitiv nicht Fisch!

Luan (trotzig): Also der Fisch, den ich bei Mattheo gegessen habe, war gar nicht schlecht.

Kiro wirft ihm einen finsteren Blick zu.

Ich: Also mit Fisch kann man mich auch jagen^^ Freier Himmel oder weiches Bett?

Kiro: Freier Himmel.

Luan: Ich liebe ein weiches Bett, aber hier muss ich meinem Bruder zustimmen. Freier Himmel. Dort hat man den besten Blick auf den Sternenhimmel. 

Kiro (zum ersten Mal schleicht sich auf seine Lippen ein Lächeln): Das stimmt. Wir sind oft auf unser Dach geklettert, um die Sterne zu beobachten.

Luan (nickt lächelnd): Wir kennen jedes Sternenbild.

Ich (schmunzelt): Sterne beobachten klingt schön. Mache ich auch sehr gerne. Sommer oder Winter?

Kiro: Sommer.

Luan: Sommer. Ich mag keine Kälte. Und im Sommer gibt es mehr Sternschnuppen.

Ich: Die Begründung gefällt mir. Schwert oder Bogen?

Kiro (runzelt die Stirn): Schwert.

Luan (presst die Lippen zusammen, sieht zu Boden): Keines von beidem.

Ich: Eine letzte Frage habe ich noch an euch. Wenn ihr die Autorin eures Buches treffen könntet, was würdet ihr ihr sagen wollen?

Kiro (verschränkt die Arme): Ich würde nicht behaupten, dass wir sonderlich gut auf sie zu sprechen sind. Sie macht es uns verdammt schwer.

Luan: Es wird alles schon einen Grund haben.

Kiro (verdreht die Augen): Sei nicht immer so verständnisvoll. Die nächste Nacht soll sie bitte in dem stinkenden Pferdestall verbringen.

Ich: Oh weh. Das werde ich ihr mal nicht ausrichten. Aber ich bin mir auch sicher, dass alles schon einen Grund haben wird. Ich danke euch für das Interview. Mir hats auf jeden Fall Spaß gemacht und ich konnte wieder eine neue Welt entdecken. Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft und drücke die Daumen für eure Ziele.

Luan (lächelt): Ich danke dir. Es war schön, dich kennenzulernen, Andrea. (stupst Kiro an) Siehst du, war gar nicht so schlimm.

Kiro (verdreht die Augen): War schon in Ordnung.

Luan: Sag Bescheid, wenn du mal die Aussicht von der Terrasse oben im Schloss genießen willst. Theo hat bestimmt nichts dagegen. Und die Bibliothek ist auch toll, es gibt so viele Bücher. (grinst) Irgendwas sagt mir, dass du Bücher magst.

Kiro: Wir sind aber bald nicht mehr da, Luan. Du solltest nicht zu viel ausmachen.

Luan: Oh, stimmt. (lächelt traurig) Mach’s gut, Andrea.

Ich: Also wenn ich mal wieder herkomme, dann werde ich auf jeden Fall in der Bibliothek vorbeischauen. Und wer weiß, vielleicht treffe ich euch ja doch.

Mit einem Winken verabschieden sich die beiden wieder von mir und verschwinden im Wald. Ich hoffe sehr, dass sie es schaffen und ihr Ziel erreichen werden. Aber auf der anderen Seite schlägt mein Herz auch ein bisschen für die Liebe und ich würde mir wünschen, dass Luan seinen Schlossherrn bekommt. Hach … ich hoffe einfach mal das Beste für die beiden. Und bevor ich mich noch länger in der Aussicht verlieren werde, ist es auch für mich Zeit für den Heimweg.

 

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Kiro und Luan hat mir in dem Interview einen kleinen Einblick in ihre Geschichte gegeben. Möchtet ihr mehr über die beiden und ihre Reise erfahren? 

Dann solltet ihr euch das Buch „Sterbende Magie“ von Jennifer Heck mal genauer anschauen. Mehr Informationen findet ihr auch bem Verlag (👉 hier)


Klappentext: Die Magie in Arantis stirbt. Auf der Flucht landen die magiebegabten Brüder Kiro und Luan in einem Fischerdorf an der Küste. Während Kiro so schnell wie möglich raus aufs Meer will, um die sagenumwobene Insel der Magier zu finden, kommt der geschwächte Luan im Schloss auf den Klippen unter. Das marode Gebäude mit seinen staubigen Büchern und der Wind, der nachts seine Lieder mit den tosenden Wellen singt, faszinieren ihn – ebenso wie der mürrische Schlossherr. Doch die Zeit drängt und die Brüder müssen sich entscheiden: für die Magie oder für ihre Heimat.  [Cover-/Textquelle: Traumtänzer]
 
Bildquellen:
Klippe © pixabay

Sternenhimmel © pixabay

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