vor
dem Eingangstor des Literary Passions, irgendwo in der Nähe von
Dresden
Diesmal
muss ich keine Portalreisen auf mich nehmen, sondern konnte ganz
bequem mit einem Taxi zu meinem heutigen Interviewort fahren – das
Literary Passion. Das Hotel ist umgeben von einer Mauer, nur
unterbrochen von einem großen Eingangstor. Ich spähe dadurch und
kann einen ausladenen Park, eine altehrwürdige Villa und zwei
Nebengebäude erkennen. Sieht alles wirklich edel aus, ich muss meine
beiden Interviewpartner dann unbedingt mal fragen, was das hier
eigentlich genau für ein Ort ist. Über mir erkenne ich eine
Sicherheitskamera. Ich nehme an, meine Interviewpartner haben mich
schon kommen sehen – denn just in dem Moment treten zwei Männer
aus einem Sicherheitshäuschen. Der Riese mit den blonden Locken und
dem kurzen Bart muss Martin sein. Obwohl ich nicht klein bin, muss
ich zu ihm aufschauen. Unwillkürlich frage ich mich, wie es wohl
Vanessa geht, die etwas kleiner als ich ist. Der dunkelhaarige
Werwolf daneben ist viel schlanker und eher drahtig. Das dürfte
Thomas sein. Beide wirken gut gelaunt. Martin öffnet mir den
Besuchereingang und begrüßt mich lächelnd. Thomas schüttelt mir
lächelnd die Hand.
Martin:
Hallo Andrea, Willkommen im Literary Passion.
Thomas:
Hi, wie wäre es, wenn wir in die Bibliothek gehen? Die dürfte dir
als Bücherwurm sicherlich gefallen.
Ich:
Ja gerne. Ich bin total neugierig, wie eure Bibliothek aussieht.
© Vanessa Carduie |
Martin
(lacht leise): Keine Angst, die turteln bloß. In der Regel läuft
der Hauptteil in den Schlafzimmern ab.
Ich:
Na da bin ich aber beruhigt^^
Hin
und wieder huscht auch edel gekleidetes Personal an uns vorbei.
Schließlich erreichen wir die Bibliothek. Staunend blicke ich mich
in dem riesigen Raum um. Deckenhohe Bücheregale stehen an den
Wänden, kleinere Versionen reihen sich davor auf. Ein großer Kamin
mit einem prasselnden Feuer versprüht knisternd Behaglichkeit und
Wärme, was ich bei den kühleren Temperaturen sehr zu schätzen
weiß. Wow, hier fühlt man sich gleich heimelig. Martin führt uns
zu einer Gruppe gemütlich aussehender Lesesessel, die um einen
kleinen Tisch herum gruppiert sind. Solche Leseecken finden sich
überall verteilt zwischen den Bücherregalen und vor einigen der
großen Fenster.
Martin:
Setz dich. Möchtest du etwas trinken?
Ich:
Ich würde gerne einen Früchtetee nehmen, danke.
Kurze
Zeit später kommt jemand von dem edel gekleideten Personal und
bringt mir meinen Früchtetee. Danach wende ich mich meinen beiden
Interviewpartnern zu.
Ich:
Vielen Dank, dass ich heute hier sein und euch interviewen darf. Aber
bevor es um euch geht, muss ich erstmal meine Neugier befriedigen.
Was genau ist denn das Literary Passion? Ich habe was munkeln
hören, dass es eine Art Wellnesshotel der besonderen Art ist. Was
kann ich mir denn darunter vorstellen?
Thomas
(grinst): Ich denke, einen kleinen Eindruck hast du schon vom
Hotel und dem ‚Spezialangebot‘ bekommen.
Martin
(zwinkert): Wir verbinden zwei Leidenschaften mit einander:
Bücher und körperliche Liebe. Unsere Kundinnen wählen sich ein
Themenzimmer, das auf einer Buchgrundlage oder zumindest einer
literarischen Grundidee basiert, und in der Regel auch den passenden
Host dazu aus. Dabei geht es aber um mehr als Sex. Unsere Hosts sind
Gesellschafter, die es den Damen ermöglichen, in ihre Buchfantasie
einzutauchen. Daneben haben wir einen gern genutzten Wellnessbereich
und veranstalten Lesungen, Themenabende und buchige Workshops.
Ich:
Das klingt auf jeden Fall nach einem Wellnesshotel der besonderen
Art. Auch wenn ich es ein bisschen creppy finde. Aber jedem das Seine
und die Bibliothek kann sich wirklich sehen lassen. Hier gibt es ja
verschiedene Wesen. Ich habe was von Vampiren, Inkuben, Sukkuben und
Nymphen gehört. Ach ja … und natürlich Werwölfe, was ihr beide
ja auch seid. Gibt's Merkmale, anhand derer man euch von den anderen
unterscheiden kann? Irgendwie möchte ich ja schon wissen, was für
ein Wesen da vor mir steht.
© pixabay |
Martin:
Ich finde, die Traumwandler (Inkuben und Sukkuben) umgibt eine
besondere Aura. Bei ihnen scheint die Verbindung zur Traumwelt
irgendwie durch, wenn man in ihre Augen sieht. Bei dem Rest musst du
dich leider überraschen lassen.
Ich:
Hmm … na dann hoffe ich mal, dass ich so feinfühlig bin^^ Wobei
ich auch verstehen kann, dass ihr nicht unbedingt von jedem erkannt
werden wollt. Meine nächste Frage ist vielleicht etwas intim, also
wenn ihr nicht antworten wollt, ist das vollkommen okay. Wie fühlt
sich denn eine Verwandlung an? Und ist es tatsächlich so, dass man
sich bei Vollmond immer verwandelt?
Thomas:
Das ist schwer zu beschreiben. Wir leben seit der Geburt mit unserer
wölfischen Seite, auch wenn sich der Kontakt zu unserem inneren Wolf
erst Stück für Stück aufbaut. Ja, wir müssen uns zu Vollmond
wandeln, ob wir wollen oder nicht. Die erste Wandlung findet in der
Regel mit dem vierzehnten Lebensjahr statt. Sobald der Mond am Himmel
steht, drängt der Wolf nach draußen. Man muss sich darauf einlassen
und seinem Wolf vertrauen, sonst kann es durchaus schmerzhaft sein.
Mir hilft es, wenn ich mich auf das Bild meines Wolfes konzentriere
und versuche mich zu entspannen. Immerhin wird der Körper komplett
umgebaut. Man wächst und schrumpft irgendwie gleichzeitig. Die
Gliedmaßen bekommen dieselbe Länge, die Sicht wird anders und der
Geruchssinn deutlich schärfer als in Menschengestalt.
Ich:
Ich finde das irgendwie ein bisschen gruslig, wenn ich mir vorstelle,
dass mein der Körper da umgebaut wird. Aber es ist sicher etwas
Tolles, als Wolf die Umgebung wahrzunehmen. Und wenn wir gerade schon
bei etwas intimeren Fragen sind … wie sieht es denn in eurem
Liebesleben aus? Steht ihr auf einen bestimmten Typ Mensch …
Werwolf?
Martin
(wirft Thomas grinsend einen vielsagenden Blick zu): Also ich bin
ganz zufrieden mit dem, was ich gerade sehe. Äußerlichkeiten sind
mir nicht so wichtig, wobei ich es schon nett finde, wenn ich im Bett
das Licht nicht ausmachen muss.
Thomas
(stößt ihn leicht von der Seite an): Hey! Werde nicht frech!
Martin
(wendet sich grinsend wieder mir zu): Ich weiß gar nicht, was du
hast. In meinem Alter suche ich nicht mehr nach dem schnellen
Abenteuer, von daher sind mir Treue und Humor wichtiger als ein
hübsches Gesicht.
Thomas:
Menschen sind etwas offener, was Homosexuelle angeht. Nur müsste man
vor einem menschlichen Freund leider geheim halten, dass man ein
übernatürliches Wesen ist. Werwölfe haben mit Schwulen ein
ziemliches Problem, was die Partnersuche schwierig gestaltet Aber ab
und an gewinnt man doch im Lebenslotto. (schaut verliebt zu Martin
und streichelt über sein Bein)
Ich
(schmunzelt): Das freut mich sehr für euch beide. Auch wenn ich
es schade finde, dass Homosexualität immer noch nicht so richtig
akzeptiert wird. Werwölfe sind ja in Rudeln organisiert. Wie wichtig
ist so eine Bindung zu den Rudelmitgliedern? Kann ich mir das wie
eine große glückliche Familie vorstellen? Und mich würde auch
interessieren, welchen Status ihr in euren Rudeln habt.
Martin:
Das kommt ganz auf den Alpha und die Zusammensetzung an. Meist
besteht ein Rudel aus mehreren Familien. Wenn die Jungwölfe
erwachsen sind, verlassen sie oftmals ihr elterliches Rudel, aber
nicht immer. Es leben also immer mehrere Generationen zusammen. Mein
Rudel ist noch recht jung. Es besteht erst seit der Gründung des
Literary Passion, wächst aber beständig. Ich bin glücklich,
der Alpha dieses liebenswerten Haufens zu sein. Für mich gehören
alle meine Wölfe zur Familie.
Thomas
(schaut betreten zu Boden): Ich lebe schon seit einigen
Jahren ohne Rudel. Es geht, aber schön ist es nicht. Mein altes
Rudel hatte ein Problem mit meiner Partnerwahl und war nicht
übermäßig familiär.
Ich:
Das klingt auf jeden Fall nach einer schönen großen Familie,
Martin. Und für dich, Thomas, hoffe ich, dass du auch wieder ein
tolles Rudel findest. Vielleicht ist ja in dem von Martin noch Platz
für dich. Zeit für eine kleine Schnellfragerunde, die ist jetzt
auch wieder etwas einfacher. Süß oder Sauer?
Martin:
Sauer
Thomas:
Süß
Ich: Tee oder Kaffee?
Martin:
Tee
Thomas:
Kaffee! Ohne kann ich nicht leben.
© pixabay |
Martin:
Sommer
Thomas:
Winter, aber nur wenn es einen prasselnden Kamin gibt und einen
gutgebauten Wolf auf dem flauschigen Teppich davor…
Martin
(wirft ihm einen feurigen Blick zu): Ein Kamin? So, so. Das
bekommen wir hin, mein Lieber.
Ich (lacht): Na dann viel Spaß euch im Winter. Lieblingsessen?
Martin:
Schokoladenkuchen
Thomas:
selbstgemachte Pizza mit viel Käse
Ich: Pizza ohne viel Käse wäre Frevel^^ Was sind eure Hobbys?
Martin:
Ich koche ganz gern und ich freue mich immer, wenn ich Marco zu einer
Runde im Trainingsraum überreden kann. Wenn ich entspannen will,
nehme ich auch mal ein Buch zur Hand.
Thomas:
Ich lese gern oder gehe wandern.
Ich:
Also mit dem Lesen haben wir schon mal eine Gemeinsamkeit, wandern
ist aber auch schön. Wenn ihr die Chance hättet, die Autorin eures
Buches zu treffen, was würdet ihr ihr sagen wollen?
Martin
(grinst): Wir nerven Vanessa oft genug. Meistens verstehen wir
uns gut, aber manchmal würde ich sie gern schütteln, wenn sie uns
mal wieder durch die Hölle schickt.
Thomas:
Oh ja! Ich hatte wegen ihr bestimmt mindestens einen halben
Herzinfarkt. (wirft Martin einen anzüglichen Blick zu) Auf
der anderen Seite hat sie auch interessante Ideen…
Ich:
Ähm, ich glaube, das möchte ich nicht genauer wissen. Eine letzte
Frage hätte ich noch, dann muss ich mich leider schon wieder auf den
Heimweg machen. Thomas, du bist ja Polizist und hast deswegen
bestimmt auch schon so einiges erlebt. Über deinen aktuellen Fall
wirst du bestimmt nichts sagen dürfen, aber vielleicht hast du schon
mal irgendwas Kurioses erlebt, was du erzählen kannst.
Thomas: Puh! Gute Frage. Kommt darauf an, was du hören willst. Ich bin bei der Kripo, von daher haben wir nur selten etwas zu lachen. Mit der Zeit entwickelt man einen gewissen Galgenhumor und gerade in der Gerichtsmedizin kommt es immer mal zu kuriosen Ereignissen. Einmal hat mir der Doktor eine Nierenschale in die Hand gedrückt. Als ich hineinsah, hätte ich sie am liebsten fallen gelassen, weil mich daraus menschlichen Augen anstarrten. Das war wirklich gruselig. (schüttelt sich bei der Erinnerung daran)
Ich
(schüttelt sich): Okay, das ist wirklich gruselig. Da wäre ich
wohl schreiend davon gelaufen. Vielen Dank euch beiden für das
Interview. Mir hat es auf jeden Fall ganz viel Freude gemacht und
vielleicht komme ich ja auch mal als Gast ins Literary Passion
(zwinkert). Dann habe ich auch Zeit, mal das Gelände zu
erkunden. Leider habe ich heute aber noch viel vor, deswegen muss ich
jetzt los.
Martin:
Vielen Dank, dass du uns besucht hast!
Thomas:
Wir freuen uns immer über netten Besuch und der Aufenthalt im
Literary Passion wird dir definitiv in Erinnerung bleiben.
(beugt sich verschwörerisch zu mir) Die Hosts sind ihr Geld
auf jeden Fall wert. Bisher ist hier noch keine unbefr - äh,
unzufrieden nach Hause gegangen…
Ich:
Okkkay, na dann weiß ich ja Bescheid^^
Die
beiden begleiten mich noch zum Tor, wo schon ein Taxi auf mich
wartet. Ich winke ihnen zum Abschied noch zu, steige ins Taxi und
fahre nach Hause. Das war auf jeden Fall wieder ein spannendes
Interview gewesen. Ich freue mich jetzt auf meinen nächsten Besuch
im Literary Passion.
Dann solltet ihr euch das Buch „Literary Passion - Verbotene Liebe“ von Vanessa Carduie mal genauer anschauen. Mehr Informationen findet ihr auch auf der Webseite der Autorin (👉hier)
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Martin und Thomas haben mir in dem
Interview einen kleinen Einblick in ihre Geschichte gegeben. Möchtet
ihr mehr über die beiden und das Literary Passion erfahren?
Dann solltet ihr euch das Buch „Literary Passion - Verbotene Liebe“ von Vanessa Carduie mal genauer anschauen. Mehr Informationen findet ihr auch auf der Webseite der Autorin (👉hier)
Klappentext: Vor der Vergangenheit und seinen Gefühlen kann man nicht fliehen. Du
kannst es versuchen, aber sie werden dich immer wieder einholen.
Martin Groß war einst gezwungen, sein Rudel und damit seine Familie zu
verlassen, denn Werwölfe dulden keine Homosexuellen in ihren Reihen. Im
„Literary Passion“, einem besonderen Etablissement für Frauen, hat er
treue Freunde und ein neues Zuhause gefunden. Mit seinem Aufstieg zum
stellvertretenden Sicherheitschef könnte eigentlich alles perfekt sein,
doch insgeheim sehnt er sich nach Liebe. Dieser Wunsch bleibt unerfüllt,
bis der Halbwerwolf Thomas Neumann auftaucht. Aufgrund schlechter
Erfahrungen kämpfen beide gegen ihre Gefühle an, aber die gegenseitige
Anziehungskraft ist zu stark. Doch düstere Schatten aus der
Vergangenheit bedrohen das junge Glück. Eine offen gelebte Beziehung zu
einem Mann verstößt gegen die Gesetze der Werwölfe. Eine Schande, die
Martins Vater als der Alpha des Ex-Rudels keinesfalls dulden kann.
Wird Martin für diese „verbotene Liebe“ kämpfen und damit sowohl sich als auch seinen Liebsten in Gefahr bringen, oder lässt er Thomas ziehen, um ihn zu schützen? [Cover-/Textquelle: Vanessa Carduie]
Wird Martin für diese „verbotene Liebe“ kämpfen und damit sowohl sich als auch seinen Liebsten in Gefahr bringen, oder lässt er Thomas ziehen, um ihn zu schützen? [Cover-/Textquelle: Vanessa Carduie]
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