Sonntag, 20. April 2025

[Gesprächsrunde] Erwartungen an das Genre Thriller

Heute habe ich mal einen etwas anderen Beitrag für euch - und die Bitte, mit mir ins Gespräch zu kommen. Man macht sich beim Lesen ja über viele Dinge Gedanken, aber hier stehe ich an einem Punkt, an dem ich alleine nicht mehr weiterkomme. Und deswegen hätte ich gerne eure Eindrücke und Erfahrungen 😊

Aber worum soll es hier nun eigentlich gehen? Das lässt sich eigentlich in einer kurzen Frage ausdrücken, hinter der aber eine ganze Menge weiteres steckt 😅 insofern steht hier zwar eine kurze Frage, aber die braucht eine längere Erklärung.

Was macht einen Thriller aus?

Ja, ihr lest richtig, Thriller. Bekanntlich ist das ja nicht wirklich mein Beuteschema und es kommt eher selten vor, dass ich mich in die Richtung verirre. Und trotzdem gibt es doch ein paar Bücher im Jahr, die sich in das Genre verirren. 2024 waren es beispielsweise Die Pik-Seven-Morde von Cordelia Kingsbridge, Scandor von Ursula Poznanski oder Böse Mädchen sterben nicht von Christina Henry, 2025 Die Burg von Ursula Poznanski.

Wie komme ich jetzt aber zu meiner Beitragsfrage? Der Grund ist das genannte Buch von Christina Henry. Es wird im deutschen als Horrorthriller eingeordnet, im Original scheint die Sortierung zumindest laut Goodreads und Amazon ähnlich zu sein. Wenn ich aber ehrlich bin, dann fand ich das Buch kein bisschen gruselig. Zu keiner Zeit hatte ich einen Nervenkitzel oder das Gefühl, dass etwas schockierend unerwartetes passieren könnte. Und da stelle ich mir dann schon die Frage, warum es überhaupt in dieses Genre eingeordnet wird.

Was mich wiederum zu der Frage gebracht hat, welche Erwartungen ich eigentlich an einen Thriller habe - vor allem im Vergleich zu dem, was das Genre per Definition her ausmacht.

 

Wie wird ein Thriller definiert?

"Nervenkitzel, Nervenkitzel, Nervenkitzel! So ließe sich vereinfacht erklären, was einen Thriller ausmacht. Der Begriff leitet sich vom englischen Wort „Thrill“ (Nervenkitzel) ab. Anders als beim Krimi, in dem das Hauptaugenmerk auf der Aufklärung eines Verbrechens liegt, existiert im Thriller eine fortwährende existenzielle Bedrohung für die Protagonisten. Etwa ein Serienmörder, eine drohende Naturkatastrophe, eine Gruppe von Verschwörern, Spione oder Außerirdische. Im besten Fall ist diese Bedrohung auf jeder Seite spürbar.

Im Thriller steht kein Profiermittler im Vordergrund, den wir bei seinen Ermittlungsarbeiten beobachten, sondern eine Person, die unvermittelt mit einer Gefahr konfrontiert wird. Im Laufe des Thrillers steigert sich die Spannung bis ins Unerträgliche, weil das zu erwartende Unheil scheinbar nicht zu verhindern ist oder neue Bedrohungen hinzukommen. Währenddessen versuchen die Hauptfiguren verzweifelt und unerbittlich, das eigene Leben zu retten oder eine Katastrophe abzuwenden. Hierbei spielen natürlich auch authentisch und interessant angelegte Figuren eine wichtige Rolle." tredition)

Okay, ja, mit der Definition gehe ich eigentlich konform. Ich erwarte also Nervenkitzel, spannende und überraschende Momente, Gefahr. Dass ich mitfühlen kann, dass die Gefühle der Person und Nervenkitzel einfach greifbar sind.

Was ich hier jetzt bewusst außen vor lasse, sind die verschiedenen Subgenre eines Thrillers - denn um die gehts mir hier vorrgangig nicht. Auch wenn die potenziell die Diskussion um das Genre an sich nochmal in ein anderes Licht rücken könnten.

 

Definition & Erwartungen vs. was ich gelesen habe

 

Wenn ich mir jetzt aber die oben genannten Bücher anschaue, dann finde ich meine Erwartungen nur teilweise darin wieder.

Ja, auch bei den Pik-Seven-Morden, die ich absolut großartig fand! Vor allem wegen der spannenden und überraschenden Wendungen und dem an einigen Stellen merkbaren Nervenkitzel. Aber eben nur an einigen Stellen und so richtig greifbar intensiv war der auch nicht.

Scandor war eine interessante Geschichte, aber wirklichen Nervenkitzel hatte ich da so gar nicht. Auch keine Spannung, die sich ins unterträgliche steigert.

 

Und Böse Mädchen sterben nicht? Wie oben angesprochen ungruselig. Die drei Szenarios selbst hatten durchaus das Potenzial dazu, aber einen Nervenkitzel oder ein direktes Mitfühlen der Situation haben sie nicht hervorgerufen. Da ich gerne ein bisschen näher darauf eingehen möchte, spoilert der nächste Teil ein bisschen! Wers lesen möchte, bitte den Text markieren!

Szenario 1 wirkte auf mich eher wie ein Krimi, bei dem man feststellen muss, dass alle einem was vorspielen. Szenario 2 war eher Splatter, hat aber null schockiert (aber zumindest kann ich hier die Einordnung als Horrorthriller ein bisschen nachvollziehen). Und Szenario 3 hätte eine Panem-Kopie sein können (und somit eher eine Dystopie). Nichts davon wirkte auf mich gruselig. Hinzu kommt, dass am Beginn von jedem Kapitel Textnachrichten sind, die einem schon sagen, dass die Szenarien alle inszeniert sind und einen bestimmten Zwecke verfolgen - was die Spannung zusätzlich für mich nach unten getrieben hat.


Die Burg hatte ein faszinierendes Setting und ja, die Geschichte konnte fesseln. Aber ich habe mich hier eher in der Beobachterrolle gefühlt und weniger als Teil des Ganzes - was vielleicht an der Erzählweise (3. Person & nur 2 Sichten) gelegen haben könnte. Da wollte der richtige Nervenkitzel sich nicht übertragen, auch wenn er durchaus da war.




Noch ein Gedanke - der Einfluss von Filmen...

Warum bringe ich noch Filme ins Spiel? Bei meiner Rezension von Böse Mädchen sterben nicht habe ich mit Aleshanee schon ein bisschen über unsere Erwartungen an das Genre Horror diskutiert - wo ich mich gefragt habe, wie meine Einstellung zu dem Genre entstanden ist.

Die Antwort ist eigentlich simpel - vorrangig aus Film-/Serientrailern von Horror und Thriller. Denn die vermitteln für mich so dermaßen absolut das gruselige Feeling und Angstmomente, sodass ich teilweise davon Albträume bekomme. Weswegen ich mich mit den Genres eigentlich nicht beschäftigen will - egal ob in gesehener oder geschriebener Form.


Erkenntnisse aus dem Ganzen?

Tja, Erkenntnisse. Eigentlich sind es eher Fragen, die für mich aufgeworfen werden:

Bin ich einfach zu abgestumpft, um mich von diesen Thrillern so richtig mitreißen und in die Geschichte ziehen zu lassen? Glaube ich eher nicht, andere Genre schaffen das auch!

Sind die Geschichten "zu schlecht", um das alles vernünftig rüberzubringen? Glaube ich auch nicht, denn viele finden sie richtig gut und spüren auch den Nervenkitzel.

Habe ich einfach zu hohe Erwartungen an Nervenkitzel und Spannung? durchaus möglich.

Erwarte ich schlicht "zu viel" von Büchern des Genres? gut möglich.

Was sind denn die "richtigen" Erwartungen an das Genre? sehr gute Frage^^

Warum habe ich zwischen Sehen von Trailern und Lesen solche Gefühlsunterschiede? könnte schlicht am Medium liegen. Oder mein Kopfkino stumpft alles etwas ab.


Eine Bitte an euch!

Salopp gesagt - ab in den Austausch 😅 denn ich bin sehr neugierig, wie eure Einschätzungen ausfallen.

👉 Wie definiert ihr das Genre Thriller? Was "fühlt" ihr beim Lesen? 

👉 Welche Erwartungen habt ihr an einen Thriller?

👉 Wie empfindet ihr den Unterschied zwischen Trailern und dem Selbst Lesen? Habt ihr da überhaupt einen Unterschied?

👉 Ich würde mir außerdem Empfehlungen wünschen - Bücher, die man als Einsteiger in das Genre lesen kann, die den Nervenkitzel und die Spannung gut rüberbringen (bitte aber keine Psychothriller!)

22 Kommentare:

  1. Guten Morgen ^^

    Oh wow... das ist eine gute Frage. Also ein Thriller muss für mich auf jeden Fall Spannend sein, ein regelrechter Pageturner. Und es muss auch irgendwo noch realistisch rüber kommen. Es darf nicht total drüber sein, wo man denkt, ja ne ist klar, wie soll das bitte funktionieren.
    Aber auch die Charaktere müssen irgendwie ein zusammenspiel haben.. ja auch "der Gegner" zum Beispiel, weil dadurch baut sich für mich der Thrill erst richtig aus. Ich lese ja sehr viele Psychothriller und da muss man echt oft schlucken, damit es mich richtig packt.

    ich hab es aber auch schon gehabt, dass ich gedacht habe.. okay.. wo war das jetzt Thriller??? das läuft eher auf einen Krimi raus.
    leider werden mittlerweile sehr viele Thriller genannt, die eigentlich für mich eher ins Krimi Genre gehören.

    Es ist schwer für mich, dir einen reinen Thriller zu empfehlen.. aber ich habe angefangen mit Tess Gerritsen - Die Chirurgin. das ist die Rizzoli & Iles Reihe und ich liebe sie einfach und da ist besonders in den ersten Bänden ordentlich Spannung und co. ich bin so durch die Seiten geflogen und die Charaktere passen so wunderbar zusammen, es ist spannend, packend und und und.


    Liebe Grüße
    Melle

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wenn ich deine Beschreibungen so lese, dann deckt die sich eigentlich auch recht gut mit meinen Erwartungen. Vor allem was den Gegner angeht.

      Dass die Verlagsbezeichnungen des Genres manchmal nicht ganz so glücklich sind, hab ich in einigen Rezensionen bereits verfolgt. Das ist natürlich echt ungünstig, weil dann von Anfang an falsche Erwartungen geweckt werden.

      Rizzoli & Isles ... die Serie kenne ich und hab ich mit großer Begeisterung lange geschaut ;) tatsächlich hätte ich sie aber nach der Serie ins typische Crime-Genre sortiert^^ unterscheiden sich Serie und Buch?

      Löschen
    2. Oh ja... Serie ist was ganz eigenes. Sie haben sich die Story von Rizzoli ein wenig als Vorlage genommen und dann eine Crime Serie draus gemacht. Die Bücher gehen doch schon stark in den Thriller Bereich rein. Auch wenn ermittelt wird, quasi.... aber es ist doch mehr Thrill drin, weil Rizzoli anders leidet zwischendurch. Auch Maura Iles und auch Beziehungstechnisch ist in der Serie ganz viel Geändert worden. :)

      Löschen
    3. Ah okay. Dann ist das Buch doch einen Blick wert. Danke, das merke ich mir auf jeden Fall mal :)

      Löschen
  2. Hallo liebe Andrea!

    Da ist ja dein Beitrag :) Und er ist wirklich sehr gut geworden und wirft natürlich einige Fragen auf!

    Bei Thrillern, grade wenn es auf dem Cover steht oder explizit so angepriesen wird, erwarte ich wirklich eine Menge Spannung. Wie das Wort alleine schon impliziert, sollte man hier wirklich an den Seiten kleben, weil es so spannend ist.

    Deine genannten Beispiele ... das wären für mich dann tatsächlich auch eher SubGenre - zum einen die Burg, die für mich eher in die Richtung Science Fiction gehört, dann vielleicht mit einem Anteil "Spannungsroman"

    Genauso Scandor - soweit ich weiß, geht es ja hier um eine KI die diesen Wettstreit auswertet ... das würde ich ebenfalls so einordnen.

    Das von Christina Henry ist ein Genremix, so wie du es ja auch beschrieben hast. Horror, da haben wir ja auch schon drüber gesprochen, ist sehr breit gefächert und muss kein Splatter sein, oder mordlüsternde Monster, das geht auch sehr viel unterschwelliger.

    Kill Game klingt für mich noch am ehesten nach einem Thriller, wobei der ja auch vermischt mit Krimi-Elementen ist. Zumindest hört es sich für mich nach dem Klappentext so an. Hier würde ich aber auch eine Menge Spannung und Nervenkitzel erwarten...

    Sind wir abgestumpft? Ich weiß nicht... Ich lese ja auch eher wenig in dem Genre, aber wenn, dann erwarte ich wirklich einen spannungsgeladenen Pageturner. Was ich leider auch sehr selten finde.

    Zu den Filmen :D Da fällt mir spontan ein Sprichwort ein: Bilder sagen mehr als Worte *lach* Wobei man das jetzt eigentlich nicht so bewerten kann. ABER: beim Lesen machen wir uns unsere eigenen Vorstellungen und "dämpfen" auch mal etwas, wenn es uns zuviel wird. Das machen übrigens auch Kinder, die oftmals schon "härtere" Themen lesen, aber das eben filtern.
    Bei Filmen kann man das nicht so gut, weil uns die Bilder ja direkt präsentiert werden. Dazu kommt die Musik. Schau dir mal einen Horrorfilm ohne Musik an ;) Das wirkt kaum noch. Das macht immens viel aus!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich hab jetzt mal meine "Thriller" Liste durchgeschaut - und dort auch viele Genre-Mischungen entdeckt.

      Was ich in sehr guter Erinnerung habe ist
      Cupido von Jilliane Hoffman - ein Psychothriller der wirklich Nerven aufreibend war
      Apfeldiebe von Michael Tietz - ebenfalls ein Psychothriller, den ich echt sehr gut und sehr spannend fand
      Die Falle von Melanie Raabe
      AchtNacht von Sebastian Fitzek

      Von Andreas Gruber hab ich auch einige gelesen und die meisten sind auch richtig gute, spannungsgeladene Thriller

      Recht viel mehr hab ich nicht entdeckt, die ich mit 5 Sternen bewertet habe ... sehr mager ^^
      Allerdings sind bei mir auch viele Thriller dabei, die mit anderen Genren gemischt sind. Oft gesellschaftskritische, oder mit Horrorelementen, oder eher subtiles - die gehören für mich schon auch zum Thriller, aber auf einer anderen Ebene, als du oben beschrieben hast.

      Vor allem würde ich sie nicht als "reinen Thriller" bezeichnen, sondern eben Horror-Thriller, gesellschaftskritischer Thriller, Roman mit Spannungselementen, Wirtschaftsthriller, Agententhriller... die haben dann für mich irgendwie eine ganz andere Erwartungshaltung

      Löschen
    2. Achja und natürlich die viktorianischen Thriller von Laura Purcell :D Hier vermischt sich ja alles ein bisschen, auch mit Horror-Elementen, also eher ein subtiler Thrill, der auf unterschiedlichen Ebenen wirkt.

      Manchmal kann man es eben nicht so klar definieren.

      Löschen
    3. "Cupido" fand ich auch sehr gut. Hier muss man aber auch diese Gerichtsszenen mögen. Ich hatte heute eine Instagramerin, die Thriller liebt, aber genau so etwas nicht. Das war aber ein Steve Cavanagh Thriller. Die gehen halt ein bisschen mehr in die Justizthriller-Richtung.

      Löschen
    4. Ich hätte jetzt gar nicht mehr gewusst, dass da Gerichtsszenen drin vorkommen *lach* Der ist schon ewig her. Ich weiß nur noch, dass der für mich total spannend war ;)

      Löschen
    5. Das ist aber gerade das, da gibt es halt auch so viele Unter-Kategorien... was ist ein "klassischer Thriller"?
      Psycho - Gericht - Agenten - Serienmörder usw.

      Löschen
    6. So, mit etwas Verspätung komme ich hier nun auch zum Nachkommentieren^^

      @Aleshanee: Über Horror hatten wir ja schon gesprochen. Da fand ich es ganz spannend, was wir einen so unterschiedlichen Eindruck von haben. "Die Totenbändiger" sind für mich immer noch kein Horror, nur Mystery^^

      Deine Einschätzung zu Kill Game passt auf jeden Fall recht gut. Thrill mit Crime gemischt, teilweise aber auch schwer auseinander zu halten. Wahrscheinlich ist deswegen auch kein dauerhafter Nervenkitzel da.

      Die Frage zum abgestumpft sein ... ist glaube generell eine, die ich mir mal gestellt habe. Vieles catcht mich im Buchbereich gerade nicht mehr so und ich hab auch nicht mehr so das Bedürfnis, Vorschauen nach neuen Büchern zu durchforsten. Vieles erreicht mich einfach nicht mehr so, auch wenn die Bücher teilweise super waren.

      Was die Filme angeht... daran hab ich gar nicht gedacht. Aber das Sprichtwort passt da echt gut zu. Vielleicht sollte ich beim Lesen demnächt gruselige Musik spielen lassen, dann wirkts etwas mehr^^

      Und danke für deine Empfehlungen! Die werde ich mir mal in Ruhe genauer anschauen. Mich störts auch nicht, wenn es Sub-Genre umfasst. Solange der Nervenkitzel als solches mit dabei bleibt.

      Löschen
    7. Ich fasse den Bereich Horror halt etwas weit *g* Wenn Vampire oder andere "Gruselgestalten" dabei sind, gehört das für mich zum Bereich Horror - eben als SubGenre zusammen mit Mystery, Romance etc.

      Wenn man so viel liest, wie wir, dann ist man vielleicht auch "abgestumpft" oder hat eben schon so viel in einem Bereich gelesen, dass sich alles wiederholt anfühlt. Deshalb lese ich ja auch so gerne viele unterschiedliche Genres, dadurch passiert mir das tatsächlich eher weniger.
      Ich greife ja auch oft auf ältere Bücher zurück, die sind anders geschrieben. Von meinem Gefühl her.

      Löschen
    8. Den Eindruck habe ich auch. Nur bin ich trotzdem noch bei meinen Hauptgenren und mache eher weniger Ausflüge zu anderen. Noch sollte man aber wohl sagen^^

      Löschen
  3. Hallo Andrea,
    ich bin ja ein Thrillerleser und kann dir bei deinen oben genannten Aspekten, was ein Thriller sein soll zu 100% zustimmen.
    Leider wird das Wort Thriller oftmals von Verlagen verwendet und man hat im Endeffekt keinen drinnen.
    Deine vorgestellten Bücher habe ich alle bis auf die Pik Seven Morde gelesen. Fangen wir mal mit Ursula Poznanski an. Scandor ist ein Jugendthriller (siehe cbj Verlag) und spielt mit den täglichen Lügen, die wir oft mehrmals am Tag verwenden, wie "Ja, es geht mir gut". Die Idee fand ich super, aber es ist halt ein Jugendbuch und das merkt man.
    Bei "Der Burg" haben wir die KI. Ich mochte das Thema und auch das Setting, aber Poznanskis Thriller weichen für mich nicht wirklich viel von ihren Jugendbüchern ab. Vielleicht etwas für Einsteiger ins Genre.
    "Böse Mädchen lügen nicht" ist ja in drei Teile aufgeteilt und wie du schon oben anmerkst kommt am ehesten die zweite Geschichte dafür in Frage, die vielleicht ein bisschen in den Horror abdriftet. Ich hatte mir auch etwas anderes erwartet und wenn Festa draufsteht, dann ist das noch mehr ein Grund eine Horrorgeschichte zu finden. Der Verlag hat jetzt aber neben seinen richtigen gruseligen Splatter Horrorromanen, die ich auch nicht lese, viele verschiedene Untergenres dazugenommen, was ich eigentlich gut finde, weil es ein größeres Zielpublikum anspricht.

    Bei Thriller wird es schon sehr schwierig richtig gute rauszusuchen, die das Wort Thriller auch verdienen. Mein liebster Thriller-Autor ist ja Andreas Gruber, aber ich muss auch bei ihm Abstriche machen. Die Todesreihe ist super, aber mit der Zeit sind seine Thriller am Ende hin einfach zu "actionreich", sprich auch unrealistisch geworden. Mich stört es ein bisschen, aber da ich seine Bücher allgemein liebe, kann ich hier ein Auge zudrücken. Die ersten drei Bände der Todesreihe kann ich dir aber auf jeden Fall empfehlen!
    Chris Carter ist ein toller Thrillerautor, aber ob er auch als Einstieg ins Genre passt, kann ich dir nicht sagen.
    Ich liebe vor allem Psychothriller, die mich meine Nägel abkauen lassen und mich vor lauter Anspannung auf das Finale richtig faszinieren. Nicole und ich waren erst von "Happy End" von Sarah Bestgen sehr fasziniert. Ich lese gerade "Don't let her stay", was auch in diese Richtung fällt, sich leicht lesen lässt und sehr spannend geschrieben ist. Man spürt das Unheil förmlich kommen und weiß nicht, wem man trauen kann....wer spricht die Wahrheit? Kann ich auch empfehlen...

    Viele Thriller sind auch eher "Popcorn-Thriller, wie Nicole sie nennt...Pageturner mit Geschichten, wo jemand auf einer einsamen Insel mit mehreren Leuten ist und nicht weg kann und nach der Reihe Morde geschehen.....oder in einem Hotel oder im Schnee eingesperrt usw. Die boomen gerade und ich lese sie auch sehr gerne, aber da gibt es viele dabei, die enttäuschen. Die Idee hatte ja schon Agathe Christie vor langer Zeit mit ihrem Krimi "Und dann gabs keines mehr".

    Thriller als Film sehe ich sehr selten. Das sind meistens Actionfilme oder Horror. Richtig gute Thriller als Film gibt es selten und da ich keinen TV mehr habe und nur mehr ins Kino gehe, wenn ich einen Film sehen möchte, kann ich hier nicht sehr viel dazu beitragen.

    Ich finde deinen Beitrag richtig toll, denn die Frage stellen sich nicht nur Thrillerleser, die beginnen wollen, sondern auch eingefleischte Thrillerfans. Oftmals findet man bei einem Spannungsroman mehr Thriller als bei den sogenannten Thrillern.

    Liebe Grüße
    Martina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke für deinen sehr ausführlichen Kommentar :)

      Dass die Verlage die Bücher oftmals etwas ungünstig einordnen, ist mir an mehreren Stellen auch schon begegnet. Weniger bei Thriller, aber durchaus in Fantasy oder Romance. Finde ich megaungünstig, weil man ja mit falschen Erwartungen rangeht.

      Von Poznanski habe ich bis auf "Die Burg" nur Jugendthriller gelesen .. ja, so wirklich abgehoben von denen hat sich das Buch nicht. Wobei es an sich keine schlechten Ideen waren, aber der Nervenkitzel für mich einfach nicht rüber gekommen ist.

      Andreas Gruber und Chris Carter sind mir tatsächlich schon über den Weg gelaufen, hab mir die Bücher aber nie näher angeschaut. Das werde ich mal ändern.

      Popcorn-Thriller ist eine coole Bezeichnung^^ aber ja, viele Ideen gabs schon. Es ist da sicher auch sehr schwer, sich noch was Neues auszudenken.

      Und es ist gut zu wissen, dass sich die Frage nicht nur Einsteiger stellen^^

      Löschen
  4. Hey!

    Und noch einmal, aber diesen Beitrag hatte ich mir extra vorgemerkt, damit ich nicht vergesse, einen Kommentar zu schreiben :).

    Um's kurz und knapp zu sagen: I feel you! Ich hatte nämlich erst vor kurzem ähnliche Gedanken im Zusammenhang mit "Pupetta", einem Buch, das laut Autorin sich irgendwo zwischen Thriller und Dark Romance bewegen soll. Und du ahnst sicher schon, worauf ich hinaus will, wenn ich das so formuliere: Es gibt für das Buch verschiedene Triggerwarnungen, unter anderem für Nekrophilie ... Das fragliche Kapitel habe ich beim Probelesen bereits erreicht - und habe dabei so gut wie gar nichts gefühlt. Obwohl man das meiner Meinung nach so richtig gruselig hätte beschreiben können.

    Und ich glaube, ich weiß, wovon ich rede, denn es gibt viele Thriller, um die ich einen Bogen mache, weil sie mir - na, sagen wir - zu plakativ beschrieben sind. Sprich, ich will meinen Thrill durch das, was angedeutet wird, nicht dadurch, dass es in allen scheußlichen Details beschrieben wird. Ich sehe das aber auch als eine gewisse Kunst, richtig gute Psychothriller regen in meinen Augen das Kopfkino an - und nicht ab.

    Aber um zu "Pupetta" zurückzukommen: Da stelle ich mir dann auch genau dieselben Fragen. Springt da mein persönliches Grusel-Meter nicht an? Ist es nicht gut geschrieben? Ticke ich hier irgendwie anders? Antworten werde ich wohl keine bekommen, aber ich habe schon früh gelernt, dass mein Geschmack häufig nicht mit dem Mainstream übereinstimmt.

    Wobei ich auch der Meinung bin, dass es sicherlich nicht leicht ist, einen guten Thriller zu schreiben. Denn der Thrill kommt ja auch aus der Erwartungshaltung und dem, was man bereits gelesen hat. Sprich ein Einsteiger ins Genre empfindet sicher andere Dinge als Nervenkitzel als jemand, der schon sehr, sehr viele Bücher aus dem Bereich gelesen hat.

    "Pupetta" wurde in den Rezensionen ja auch vorgeworfen, dass es schockieren sollte - ob das wirklich stimmt, kann wohl nur die Autorin beurteilen. Ich denke aber, dass es wahrscheinlich wirklich immer schwerer wird, aus der Masse mit seinem Buch hervorzustechen - und selbst negative Publicity ist eben Publicity. Daraus folgere ich aber auch, dass sich die Grenzen immer weiter verschieben werden, was wir noch als Nervenkitzel empfinden und was nicht.

    Liebe Grüße
    Ascari

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Triggerwarnungen finde ich tatsächlich schwierig ... einerseits spoilern sie und manchmal stellt man sich Dinge viel Schlimmer vor, als sie dann eigentlich in der Geschichte sind. Oder beschrieben werden.

      Deinen Gedanken, dass du den Thrill durch die Andeutungen bekommst und nicht durch die Details, finde ich gut. Ich glaube, dass trifft es bei mir an einigen Stellen auch sehr gut. Ich bin aber auch ganz bei dir - es ist wohl eine hohe Kunst, die ein Autor da leisten muss.

      Und was den Mainstream angeht ... den mag ich meistens auch nicht^^ vor allem dann nicht, wenn es um Dark Romance geht. Dein genanntes Beispiel würde ich wohl nie lesen^^

      Ich hab halt noch nicht wirklich viele Thriller gelesen - und ich geb dir Recht, als Einsteiger empfindet man das sicher noch anders als jemand, der viel kennt. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass es mich nicht richtig abholen kann.

      Löschen
  5. Hallo Sandra,

    ich glaube, dass das Genre Thriller sehr breit gefächert ist und es, je nach Geschmack der Leser:innen, unterschiedliche Zugänge gibt. Obwohl für mich die Poznanski-Bücher als Thriller gelten, empfinde ich die oben genannten Beispiele eher als jugendliche Spannungsromane. Zwar trieben mich Poznanskis Rätsel um, aber ein wahrer Thrill war nicht zu spüren. Es gibt da so viele Nuancen und Unterschiede. Obwohl ich total gerne Thriller lese, mag ich Politthriller wenig. Von den "Ermittlerthriller" à la Andreas Gruber - man möge mir verzeihen - bin ich total übersättigt. Es ist immer das gleiche Schema, unglaubwürdig konstruiert, was mich dann eher gähnen als Spannung empfinden lässt. Sehr unterhaltsam empfinde ich derzeit "Popcorn-Thriller". Meist sind das so Locked-Room-Geschichte um Freunde oder Freundinnen, oder die Handlung spielt irgendwo im Urlaub und es geht um die Vergangenheit. Die sind unterhaltsam, aber jetzt auch nicht besonders thrillig. (Ich habe schon gesehen, dass Martina davon ebenfalls erzählt. :D)

    Ich denke, es geht darum, was man erwartet und haben will. Meine Erwartung an "Thriller" ist, dass ich gut unterhalten werde.

    Selten erwische ich Thriller, die mich so richtig, richtig packen, dass ich es kaum aushalte. Das war zuletzt "Happy End" von Sarah Bestgen, was wirklich gut zu lesen war.

    Unterhaltsam fand ich folgende "Popcorn-Thriller":
    "Das Chalet" von Ruth Ware
    "Die Villa" von Jess Ryder
    "Die Yacht" von Sarah Goodwin

    Aber da gab es auch keinen wahren "Thrill", finde ich. Den empfinde ich eher bei Psychothriller.

    Empfehlenswert ist auf jeden Fall "Wenn das Licht gefriert" von Roman Klementovic. Das war recht spannend und ich würde es nicht als Psychothriller sehen.

    Wenn ich darüber nachdenke, wird das Label "Thriller" wohl eher dazu verwendet, um das Buch von Liebesromanen, Gesellschaftsromanen und Krimis abzugrenzen, als wirklich auf echten "Thrill" zu verweisen. Das erwarte ich dann auch von einem Thriller und würde mich großteils in deine oben genannten Definitionen einordnen.

    Horror ist dann wieder ein ganz eigenes Thema. :D Und ja, Christina Henry schreibt Horror, da bin ich ganz bei Aleshanee. Horror ist nicht nur Splatter oder Monster oder Übernatürliches. Horror ist Angst, welche die Figuren und / oder die Leser:innen oder die Gesellschaft empfinden. Daher muss Horror auch nicht immer übernatürlich sein.

    Liebe Grüße
    Nicole

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich glaube, was du zu Poznanski schreibst, triffts auch für mich ganz gut. Wobei ich bisher ja noch nicht soo viel von ihr gelesen habe, aber die Beschreibung triffts eigentlich.

      Die Popcorn-Thriller (die Bezeichnung finde ich super^^) kenne ich ja durch Nicole schon ... und ich denke doch, dass ich es mit ihnen vielleicht mal versuchen werde. Danke für deine Empfehlungen!

      >>Wenn ich darüber nachdenke, wird das Label "Thriller" wohl eher dazu verwendet, um das Buch von Liebesromanen, Gesellschaftsromanen und Krimis abzugrenzen, als wirklich auf echten "Thrill" zu verweisen.<<
      Die Aussage finde ich richtig gut und trifft glaube den Kern des Ganzens einfach am besten. Auch wenn ich es bisher noch nie so betrachtet habe. Aber ja, da ist auf jeden Fall was dran. Wobei ich die Grenze zwischen Krimi und Thriller in der Realität (nicht der Definition nach) sehr fließend finde.

      >>Horror ist dann wieder ein ganz eigenes Thema. :D Und ja, Christina Henry schreibt Horror, da bin ich ganz bei Aleshanee. Horror ist nicht nur Splatter oder Monster oder Übernatürliches. Horror ist Angst, welche die Figuren und / oder die Leser:innen oder die Gesellschaft empfinden. Daher muss Horror auch nicht immer übernatürlich sein. <<
      Übernatürlich bringe ich tatsächlich null mit Horror in Verbindung - das ist bei mir alles Mystery^^ Horror mit Angst gleichzusetzen finde ich ganz gut. Wobei ich dann tatsächlich gestehen muss, dass ich als Leser das bei Christina Henry in keinem einzigen ihrer Bücher wahrgenommen habe und das auch beim oben genannten Beispiel nicht so gut umgesetzt fand. Man merkts bei den Protas, ja, aber bei mir kams nicht an (mag vielleicht daran liegen, dass man durch die Chats ja wusste, dass es inszeniert ist und ich mich dann eher gefragt habe, warum die nicht selber diesen Schluss gezogen haben). Aber das ist wohl ein anderes Thema^^

      Löschen
  6. Hallo Andrea,
    Das ist ein richtig tolles und interessantes Thema.
    Wenn ich nun also zu einem Thriller greife, erwarte ich Spannung – und zwar von Anfang an. Ich möchte direkt ins Geschehen hineingezogen werden, idealerweise mit einem rätselhaften Vorfall, einer bedrohlichen Atmosphäre oder einer Figur, die mich neugierig macht. Ich will mitfiebern, miträtseln und überrascht werden. Wendungen sind für mich essenziell – je unvorhersehbarer, desto besser. Ich liebe es, wenn Kapitel kurz und treibend geschrieben sind, sodass ich immer noch ein weiteres lesen will – und dann noch eins. Der Suchtfaktor macht das quasi dann aus =)
    Gerade bei Thrillern reizt mich die Frage: Wie weit würde ein Mensch in Extremsituationen gehen? Ein gut recherchierter Thriller hat für mich persönlich dann mehr Gewicht, mehr Glaubwürdigkeit – und das verstärkt für mich die Wirkung.

    Liebe Grüße
    Sheena

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. In der Beschreibung finde ich mich auch wieder. Wobei ich das Gefühl habe, dass "unvorhersehbar" mittlerweile bei mir schwer wird ... ich werde wirklich nur noch sehr selten überrascht. Vieles deutet sich einfach recht schnell an.

      Löschen
  7. Hallo Andrea,
    ein sehr interessanter Beitrag, danke dafür. :)
    Ich gehe auf jeden Fall mit unterschiedlichen Erwartungen daran, je nachdem, ob Krimi oder Thriller auf dem Buch steht. Bei einem Krimi stelle ich mich eher auf die Ermittlungsarbeiten ein, es ist meistens nicht so blutig oder zumindest nicht so detailliert beschrieben, selbst wenn dort natürlich auch Morde passieren, die nicht immer unblutig sind. Der Fokus ist eben einfach ein etwas anderer. Beim Thriller ist es, aus meiner Erfahrung, oft etwas heftiger von den Verbrechen, den Beschreibungen der Tatorte oder auch der Taten selbst, oft mit viel Blut, teilweise auch ekligen Momenten… Dass es nun keine Ermittlungsarbeiten gibt oder die nicht auch im Fokus stehen, würde ich nicht unbedingt so komplett unterschreiben, auch wenn die Definition es so sagt. Aber das ist natürlich in den Thrillern dann auch einfach unterschiedlich angelegt, worauf sich konzentriert wird. Ob die Bücher dann nun den Namen Thriller tragen dürfen oder nicht, das müssen andere entscheiden. ;)

    Vermutlich wirst du auch sehr viele verschiedene Versionen hören und man muss sich dann fragen, welche die richtigste ist oder ob nicht einfach alle ihre Berechtigung haben.
    Spannung ist für mich schon auch wichtig, aber die wird ja auf unterschiedliche Arten erzeugt. Ich brauche nicht zwingend Nervenkitzel bis kurz vorm Herzstillstand, aber die Atmosphäre, die erzeugt wird, sollte passen, einen mitnehmen usw…
    Wenn sich noch ein weiteres Genre mit reinmischt, dann sind die Erwartungen ja auch schon mal wieder andere, finde ich. Und man weiß vorher ja auch nicht zwingend, welchem Genre dann die meiste Bedeutung innerhalb der Geschichte gegeben wird. Auf jeden Fall hat es Einfluss auf die Entwicklungen und die ineinander verwobenen Elemente.

    Ob man abgestumpft ist… schwierige Frage. Vielleicht eher zu kritisch? Vielleicht auch zu große Erwartungen? Wenn man sich sehr darauf versteift etwas ganz Bestimmtes zu bekommen, hat es eine Geschichte vielleicht schwer, genau das dann auch zu liefern. Andererseits kann man ja auch sagen, wenn Thriller drauf steht, sollte auch Thriller drin sein ;) Für jeden ist aber auch etwas anderes spannend, gruselig, aufregend und so weiter. Und wenn man viele Bücher kennt, überrascht einen ja auch nicht mehr alles so schnell.
    Und nur weil der eine Thriller für einen funktioniert, muss es der nächste ja noch lange nicht ;) So wie mit Büchern aus anderen Bereichen ebenfalls.

    Liebe Grüße,
    Dana

    AntwortenLöschen

**Achtung**

Seit dem 25. Mai 2018 gilt eine neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).
Durch das Kommentieren eines Beitrags werden automatisch über Blogger (Google) personenbezogene Daten wie Name, Email und IP-Adresse erhoben. Diese Daten werden ohne Ihre ausdrückliche Zustimmung nicht an Dritte weitergegeben.

Beim Senden eines Kommentars werden diese Daten gespeichert. Mit dem Abschicken des Kommentars erkärst Du Dich damit einverstanden. Weitere Informationen findest Du in den DATENSCHUTZRICHTLINIEN.