ACHTUNG SPOILERWARNUNG!
Das Interview
bezieht sich auf Inhalte aus Staffel 2!
Akademie, London
Dreimal hat es mich jetzt in das London der Totenbändiger verschlagen und auch heute freue ich mich, wieder hier zu sein. Macht irgendwie doch echt Spaß, die Welt zu erkunden. Auch wenn ich momentan eher ein bisschen Schiss vor meinem Interviewpartner habe … über Cornelius Carlton habe ich ja von den Hunts & Friends schon einiges gehört, das Wenigste war Gutes. Aber genau das macht es auch spannend – was wird er mir heute erzählen können? Und wie wird er sich mir gegenüber verhalten?
Naja … jetzt stehe ich erstmal vor der Akademie, ein wirklich beeindruckendes Gebäude. Am Eingangstor muss ich mich anmelden und der Pförtner ist wirklich sehr freundlich. Carlton scheint ein vielbeschäftigter Mann zu sein, deswegen kann er mich nicht persönlich abholen. Der Pförtner bringt mich also zu seinem Büro. Gut zu wissen, dass man als Außenstehende hier nicht allein rumlaufen darf … ob Carlton was zu verbergen hat? Kurz darauf stehen wir vor der Bürotür, der Pförtner klopft und öffnet die Tür.
Carlton: Ah, die Reporterin. Bitte kommen Sie herein und setzten Sie sich.
(bietet mir den Stuhl vor seinem Schreibtischungetüm an)
Ich: Vielen Dank, Mr. Carlton, dass Sie sich Zeit für das Interview nehmen. Sie sind Leiter der Akademie der Totenbändiger. Was zählt denn alles zu Ihren Aufgaben? Unterrichten Sie auch selbst?
Carlton: Ich organisiere den kompletten Schulbetrieb sowie die Heimunterbringung unserer internen Schülerinnen und Schüler hier bei uns im Haus. Und ja, ich unterrichte auch selbst. Ich trainiere mit meinen Schutzbefohlenen das Geisterbändigen sowie das Duellieren mit Silberenergie, lege dafür die Prüfungen fest und bin bei jeder einzelnen anwesend, um mich über den Trainingsstand jeder Schülerin und jedes Schülers auf dem Laufenden zu halten.
Ich: Das sind sehr viele verschiedene Aufgabengebiete und klingt auch sehr spannend. Sie sind ja schon eine Weile Schulleiter, 12 Jahre, wenn ich mich recht entsinne. Was hat sich in der Zeit hier verändert? Und welche Veränderungen wollen Sie in Ihrer weiteren Amtszeit noch anstreben?
Carlton: Nun ja, ich denke, das ist an der Akademie nicht anders als an anderen Schulen. Wir setzen in den allgemeinen Fächern dieselben Lehrpläne um wie alle Regelschulen und die werden natürlich hin und wieder angepasst. Die größte Veränderung, die uns hier in der Akademie jetzt aber bevorsteht, ist bedingt durch den schrecklichen Terroranschlag auf die Ravencourt Comprehensive School. Da die Schulgebäude dabei völlig zerstört wurden und die überlebenden Schülerinnen und Schüler deshalb auf andere Schulen in London verteilt werden müssen, haben auch wir angeboten, Jugendliche bei uns aufzunehmen. Wir öffnen damit jetzt zum ersten Mal seit Bestehen der Akademie die Pforten für Normalos. Das ist eine sehr große Veränderung, aber für eine offene Gesellschaft, in der Normalos und Totenbändiger gleichberechtigt Seite an Seite leben, ist das definitiv der richtige Schritt.
Ich: Von dem Anschlag habe ich gehört und bin immer schockiert. Ich fände es schön, wenn durch diese Veränderung an der Akademie die Gleichberechtigung weiter vorangetrieben werden kann. Allerdings habe ich auch einiges über ein Projekt namens Newfield gehört – ein kleines Dorf, in dem nur Totenbändiger leben sollen. Welche Bedeutung hat das für Sie und für die Gemeinschaft der Totenbändiger?
Carlton: Newfield ist ein Rückzugsort für alle Totenbändiger, die in der Gesellschaft der Normalos schlechte Erfahrungen gemacht haben. Leider ist die Gesetzeslage bisher sehr diskriminierend und brutal zu Totenbändigern und viele meiner Rasse mussten deshalb schon einmal um ihr Leben fürchten. Newfield ist ein Ort, an dem Totenbändiger zur Ruhe kommen und sich unter ihresgleichen sicher fühlen können. Eine Art sicherer Hafen, Sie verstehen bestimmt, was ich damit meine.
Ich: Das kann ich sehr gut verstehen, dass es für einige von Bedeutung ist, so einen sicheren Hafen zu haben. Allerdings stelle ich mir auch die Frage, ob ein solcher Rückzugsort nicht die Gräben zwischen Totenbändigern und Normals tiefer macht? Im Sinne der Gleichberechtigung in der Gesellschaft, die Sie ja auch anstreben, erscheint mir eine solche Abschottung nicht optimal.
Carlton: Da gebe ich Ihnen durchaus recht. Aber wer weiß? Vielleicht öffnet Newfield eines Tages auch seine Pforten für Normalos, die einen ruhigen Rückzugsort auf dem Land suchen und sich mit der Gemeinschaft dort identifizieren. Bisher ist die Erfahrung, die wir Totenbändiger machen müssen, nur leider eher die, dass man unsere Gesellschaft meidet und wir verjagt werden. Ich denke, da ist es nur verständlich, dass unsere Leute sich dann mit unseresgleichen zusammentun und eigene Gemeinschaften bilden. Sich allein durchschlagen zu müssen, ist nun mal sehr anstrengend und gefährlich. Gemeinsam ist man stärker und erreicht mehr. Wie zum Beispiel die Selbstversorgung in Newfield. Aber wie gesagt, ich schließe nicht aus, dass dort auch Normalos ein Zuhause finden, wenn sie dieses Lebensmodell unterstützen. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind dort sicher ähnlich offen für Neuzugänge wie wir in der Akademie. Es kommt dann eben nur auf eine ähnliche Chemie an.
Ich: Das fände ich sehr schön und würde sicher von vielen unterstützt werden. Vor kurzem wurde im Stadtrat darüber abgestimmt, ob die Totenbändiger wie alle anderen Gilden auch einen Platz erhalten sollen. Es hat mich sehr gefreut, dass die Abstimmung positiv ausgefallen ist. Herzlichen Glückwunsch an der Stelle zur Wahl des Vertreters der Gilde. Was bedeutet dieser Sitz für die Gemeinschaft der Totenbändiger? Und welche Ziele und Veränderungen werden Sie anstreben?
Carlton: Dieser Sitz bedeutet für uns Totenbändiger, dass wir jetzt endlich die Möglichkeit haben, gleiche Rechte für uns durchzusetzen. Es muss verboten werden, dass ungewollte Totenbändigerbabys getötet werden dürfen. Sie sollten, genau wie ungewollte Normalkinder, das Recht auf Leben haben und zu uns in die Akademie gebracht werden. Wir kümmern uns dann darum, dass sie liebevoll großgezogen werden. Außerdem müssen die Gesetze bezüglich des straffreien Tötens von Totenbändigern geändert werden. Im Moment darf man an uns aufgrund von haltlosen Anschuldigungen Selbstjustiz begehen. Alleine die Behauptung, man hätte sich von uns bedroht gefühlt, reicht dafür aus. Das ist ein Unding und diese Gesetzeslage muss dringend angepasst werden. Bei Anschuldigungen muss es zu fairen Prozessen kommen genauso wie bei Normalos.
Ich: Ich stimme Ihnen absolut zu, dass sich an diesen Gesetzen etwas ändern muss und ich hoffe, dass dies auch erreicht werden kann. So sehr ich mich über diese positive Abstimmung gefreut habe, so schockiert war und bin ich über den Anschlag der Death Strikers. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, warum man so etwas tut. Was werden Sie als Vertreter der Gilde unternehmen?
Carlton: Ich werde natürlich alles daransetzen, die Ordnungshüter, die sich um die Aufklärung dieses schändlichen Verbrechens kümmern, mit allem Mitteln zu unterstützen. Ich habe eine kleine Spezialeinheit gegründet, die bereits kurz nach dem Anschlag in den Trümmern der Ravencourt die Rettungskräfte geschützt und unterstützt hat. Ähnliche Hilfe leiste ich auch gerne bei der Aufklärung, wenn das erwünscht ist. Wir Londoner müssen in dem Punkt ganz klar zusammenhalten und diesen Terroristen deutlich zeigen, dass sie uns mit solchen Taten nicht entzweien, sondern vereinen, und ich begrüße sehr, dass die anderen Gilden im Stadtrat das genauso sehen.
Ich: Solch einen Zusammenhalt finde ich auch sehr wichtig und ich hoffe doch sehr, dass die Täter ihre gerechte Strafe bekommen. Ich habe ein bisschen recherchiert, aber niemand scheint zu wissen, wer sich hinter den Death Strikers verbirgt. Allerdings habe ich auch ein paar Gerüchte aufgeschnappt. Werden Sie und der Stadtrat dafür sorgen, dass die Täter ihre gerechte Strafe bekommen? Haben Sie denn schon Verdächtige?
Carlton: Also die Frage stellen Sie wirklich dem Falschen, junge Dame. Ich bin zwar Stadtratsmitglied, doch die Ermittlungen in diesem Fall führt die Polizei und über deren Stand bin ich nicht informiert. Der Stadtrat hat ja schließlich keine Möglichkeit, die Täter zu bestrafen. Das obliegt allein der Justiz.
Ich: Dann hoffe ich sehr, dass die Justiz die Täter bald finden wird. Auf der Gildenseite habe ich ein Video von Ihnen gesehen, dass Ihr Sohn Blaine vermisst wird. Ist er inzwischen wieder aufgetaucht? Und warum ist er eigentlich verschwunden?
Carlton (seufzt schwer): Mein Sohn macht gerade eine schwierige Phase durch. Ich bitte daher um Ihr Verständnis, dass ich mich zu solch privaten Dingen nicht äußern werde, zumal ich damit seine Persönlichkeitsrechte verletzten würde, wenn ich hier über Dinge spreche, die vornehmlich ihn betreffen. So etwas gehört sich einfach nicht.
Ich (die ihm den besorgten Vater absolut nicht abkauft): Dafür habe ich natürlich vollstes Verständnis. Im Zuge meiner Recherchen bin ich auf einige mysteriöse Todesfälle rund um die Unheiligen Nächte gestoßen. Ich hab munkeln hören, dass es dabei auch um Rituale ging, die früher schon mal von einem Totenbändiger namens Cyrus Kenwick durchgeführt worden sind. Ist Ihnen der Name bekannt und wissen Sie etwas über die Rituale?
Carlton (nachdenklich): Cyrus Kenwick? Hm. Nein. Tut mir leid. Der Name sagt mir gar nichts. Und was mysteriöse Todesfälle angeht, auch dazu kann ich Ihnen leider nichts sagen. Wie gesagt, ich bin jetzt zwar ein Mitglied des Stadtrates, aber mit Verbrechensbekämpfung oder deren Aufklärung haben wir nichts zu tun. Das machen die kompetenten Gesetzeshüter der Metropolitan Police und ich bin mir sicher, dort sind diese Fälle in guten Händen.
Ich: Da bin ich mir auch absolut sicher. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben. Leider habe ich heute noch andere Termine, deswegen muss ich jetzt wieder los. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft. (murmelt leise) und ich hoffe sehr, dass Sie Ihre gerechte Strafe bekommen.
Carlton: Natürlich. Es war sehr nett mit Ihnen. (greift zum Hörer seines Telefons) Ich rufe den Pförtner, damit er Sie hinausbegleitet.
Wenig später steht der Pförtner im Raum und begleitet mich wieder nach draußen. Schade eigentlich, ich hätte mich hier gerne noch ein wenig umgesehen. Zum einen siehts hier drinnen wirklich schick aus und zum anderen … naja, vielleicht hätte man ja doch noch was in Erfahrung bringen können. Aber Carlton ist offensichtlich nicht dumm. Ich bedanke mich noch beim Pförtner und mache mich dann auf den Weg zu meinem Portal nach Hause.
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Klappentext: Stell dir vor, du lebst in einer Welt, in der Geister zum Alltag gehören. Jeder sieht sie und jeder weiß, wie gefährlich sie uns Menschen werden können. In dieser Welt gibt es Verlorene Orte, die man den Geistern überlassen musste, und Unheilige Zeiten, in denen die Toten besonders gefährlich sind.
Jetzt, dreizehn Jahre später, schlagen sich die Menschen durch ein weiteres Unheiliges Jahr, in dem Geister und Wiedergänger noch gefährlicher sind als sonst. Plötzlich tauchen erneut Leichen mit durchschnittenen Kehlen auf … [Cover-/Textquelle: Nadine Erdmann]
Bildquellen der Cover:
© Greenlight Press
Hallo Andrea,
AntwortenLöschenda hat Carlton sich ja wieder von seiner charmantesten Seite gezeigt ;) Nur niemanden in die Karten gucken lassen und das Gesicht wahren - aber wir wissen es besser :D
Liebe Grüße
Dana
Ja, das dachte ich mir auch^^ wie gut, dass wir ihm einfach absolut kein Wort glauben und sein wahres Gesicht kennen^^
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