Freitag, 13. Mai 2022

ProtaTalk mit Arden & Shivan aus "Das Lied der zwei Völker"


Tevolaris, irgendwo mitten im Heulenden Wald

Oh, na gut, Lichtung im Heulenden Wald war für das Portal wohl nicht genau genug. Weit und breit nur Bäume, aber keine Lichtung… wobei … halt … dort hinten wird es heller, das scheint mir der richtige Weg zu sein. Mit jedem Schritt merke ich, dass es hier wohl sehr viel geregnet hat in den letzten Tagen. Der Boden ist einfach nur matschig und weich. Wie gut, dass mich meine beiden Interviewpartner vorgewarnt hatten, so bin ich mit Gummistiefeln perfekt ausgestattet. Offensichtlich ist uns das Wetter gerade mal auch hold, denn es regnet nicht. Als ich die Lichtung betrete, werde ich schon von 2 jungen Männern erwartet. Schon auf die Entfernung sieht man, dass sie beiden sich sehr voneinander unterscheiden. Der eine wirkt groß und kräftig auf mich, mit braunen Locken und dunklen Augen, die freudig aufblitzen, als er mich sieht. Der andere ist ein ganzes Stück kleiner und schmaler. Seine helle Haut steht in starkem Kontrast zu den langen schwarzen Haaren und der Blick seiner ungewöhnlich hellblauen Augen ruht abwartend auf mir. Sie sitzen auf Steinen unter dem dichten Blätterdach, die noch relativ trocken wirken.

Ich: Hey ihr beiden. Ihr müsste Shivan und Arden sein. Mit dem Wetter habt ihr echt nicht übertrieben, das ist wirklich mistig.

Arden, der Lockenkopf: Ja, leider. Und es wird immer schlimmer. Kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal richtig trocken war. Man ist irgendwie die ganze Zeit durchgefroren.

Er sieht rüber zu Shivan, der nur stumm und zustimmend nickt.

Ich: Zuerst würde ich gerne mehr über eure Welt und die Völker erfahren. Soweit ich weiß, gehört ihr beide verschiedenen Völkern an. Was macht die Völker denn aus? Wo und wie lebt ihr?

Arden: Ja, richtig. Ich gehöre zum Volk der Livkanev. Wir nennen uns auch Wanderer. Ich komme aus Adastead, das liegt oben an der Nordküste. Wir leben hauptsächlich vom Fischfang. Also ich bin Fischer, zusammen mit meinem Onkel. Allerdings konnten wir bei dem Wetter schon lange nicht mehr rausfahren.

Shivan (räuspert sich): Mein Volk nennt sich Volaheli. Wir … ich … (stockt, scheint nach Worten zu suchen und greift sich unwillkürlich in den Nacken)

Arden (beugt sich ein Stück vor): Ihr lebt auf Bäumen, hast du mal erzählt. Nicht wahr?

Shivan (nickt): Ja, wir nennen sie Mutterbäume. Sie sind sehr groß, wie eine Stadt und sie werden benannt nach ihrer ersten Königin. Ich, verzeih, ich spreche die Sprache der Livkanev nicht so gut.

Ich: Dafür musst du dich nicht entschuldigen, Shivan. Wie war es denn, die Sprache der Livkanev zu lernen? Ich bin ja nicht der Typ, der sich schnell neue Sprachen merken kann. Gabs ein paar Kniffs und Tricks, mit denen es schneller ging?

Shivan (lächelt, wirkt jetzt wieder entspannter): Ich hatte eine strenge Lehrerin und ich musste lernen die Sprache, weil ich hatte keine andere Möglichkeit.

Arden: Meine Nichte, Era, hatte es sich glaube ich zur Hauptaufgabe gemacht, Shivan unsere Sprache beizubringen. Aber ich bin genauso beeindruckt wie du. Ich würde vermutlich auch nicht so schnell eine neue Sprache lernen, wie Shivan. Auch wenn er seine Leistung gern mal runterspielt.

Ich: Deine Nichte klingt nach einer strengen Lehrerin. Aber beeindruckt bin ich auch. Was hat es denn eigentlich mit den 3 Monden auf sich? In meiner Welt gibt es nur einen.

Arden: Wir nennen sie die drei Schwestern oder die drei Weißen. Nur ein Mond? Das klingt seltsam.
Shivan: Die drei Schwestern stehen am Himmel, weil sie vor dem Schatten geflohen sind.
Arden (lacht): Allerdings sind wir uns nicht einig, wie sie nach oben gelangen konnten. Bei den Livkanev sagt man, einer der Wanderer hätte ihnen eine hohe Leiter gebaut und als die Schwestern oben waren, hat er die Leiter zerstört, damit der Schatten ihnen nicht folgen konnte, aber so konnten die drei Weißen auch nicht wieder hinabsteigen.

Shivan: Wir sagen, die Volaheli haben sie getragen mit … mit ihren Schwingen nach oben und gesetzt auf die Wolken.

Er lächelt, aber ein wehmütiger Schatten verdunkelt seine hellen Augen für einen Moment.

Ich: Sind beides interessante Geschichten. Welche tatsächlich stimmt, werden wir aber wohl nie erfahren. Die Sonne gibt es bei uns auch, ihr nennt sie Rote, richtig? Nur ist sie bei mir irgendwie runder. Wird sie verdeckt?

Die beiden sehen sich nach der Roten um und die Stimmung wirkt noch bedrückter.
Arden: Wenn die Rote sich selbst verschlingt … So sieht es gerade aus, ja.

Shivan: Eigentlich sie ist rund, aber es … wir … (wirft Arden einen hilflosen Blick zu)

Arden: Wir glauben, dass die ewige Nacht droht, darum sind wir hier.

Ich: Verschlingen? Die ewige Nacht? Das klingt nicht sonderlich gut. Was kann ich mir darunter vorstellen?

Arden: Es ist ein Märchen, eigentlich. Aber alles spricht dafür. Die Stürme, der Regen, die Missernten der letzten Monate und jetzt das. (deutet auf die Sonne, die zu einem kleinen Teil schon verdunkelt ist)

Shivan: Es gibt ein … ähm … wie ein Gedicht. Wir haben es gefunden in einem alten Buch. Es ist in der Sprache der Volaheli, aber ich kann es nicht gut sagen in eurer Sprache.

Arden: Wir versuchen, mehr darüber herauszufinden und zu schauen, ob wir etwas dagegen unternehmen können.

Ich: Das klingt wirklich nicht gut. Und auch, als würdet ihr viel zu wenig darüber wissen. Gibt es denn jemanden, der mehr darüber wissen könnte? Der vielleicht auch eine Antwort auf die Frage hat, ob man die ewige Nacht aufhalten kann?

Arden seufzt.

Shivan: In dem Buch, es stand etwas über eine Hexe, die lebt in diesen Wäldern. Vielleicht sie kann uns helfen.

Arden: Also ich glaub ja nicht, dass es diese Hexe noch gibt. Das Buch ist uralt und all das ist Ewigkeiten her. Sie wird längst tot sein.

Shivan: Es ist alles, was wir haben bis jetzt.

Arden (nickt): Das ist leider wahr.

Ich: Dann hoffe ich sehr, dass diese Hexe wirklich noch lebt und euch helfen kann. Kommen wir mal kurz zum Eingemachten. Wie sieht es denn in eurem Liebesleben aus? Und gibt es bei euren Völkern Besonderheiten bezüglich der Liebe?

Betretenes Schweigen auf beiden Seiten.

Arden (räuspert sich schließlich): Äh na ja, also ich … meine letzte Beziehung ist jetzt schon ein paar Monate her. Es lief nicht so gut zwischen uns und ja. Seitdem gab es niemanden. (wirft einen verstohlenen Blick zu Shivan, der ziemlich angestrengt seine Stiefel betrachtet) Besonderheiten gibt es bei den Livkanev aber keine, denke ich. Man liebt halt, wen man liebt. Da redet einem auch keiner rein.

Shivan (leise): Solange es ist ein Livkanev.

Arden (nickt): Ähm ja, vermutlich. Verbindungen zwischen den Völkern sind nicht so gern gesehen.

Ich: Das ist natürlich nicht so schön. Ich merke, das ist kein gutes Thema. Zeit für eine kleine Schnellfragerunde. Euer Lieblingsessen?

Arden: Gegrillter Fisch, oder Darraghs Fischeintopf. Der ist auch super. 

Shivan: Kaninchen oder Rebhuhn mit Nüssen und ähm, wie heißt das, wenn die Früchte sind süß?

Arden: Sind Früchte nicht immer süß?

Shivan: Ja, nein, ich meine, wenn sie sind getrocknet und mehr süß.

Arden (muss grinsen): Kandiert? Vielleicht meinst du kandierte Früchte?

Shivan (streicht sich eine Strähne hinter das Ohr): Ja, vielleicht du hast recht.

Ich (grinst): Also mit Fisch könnte man mich jagen^^ bei Früchten sähe das anders aus. Euer liebstes Märchen?

Arden: Der Garguntakönig. Ein Klassiker!

Shivan: Das Märchen von Jahana und dem silbernen Federkleid

Ich: Äh ja… nun… die kenne ich beide nicht^^ Schlafen in einer Hütte oder unter freiem Himmel?

Arden: Hütte!

Shivan: Ja, wo es trocken ist. Aber mit Luft und wo man sehen kann die Sterne.

Ich (schmunzelt): Trocken kann ich mehr als gut nachvollziehen^^ Eine letzte Frage habe ich noch an euch. Wenn ihr die Autorin eures Buches treffen könntet, was würdet ihr ihr sagen wollen?

Arden: Dass ich ein glückliches Ende erwarte! Nicht so wie bei Hokar und Kelon!

Shivan: Der Anfang hätte auch sein können besser.

Ich: Okay, das werde ich ihr ausrichten. Sie wird schon wissen, wen du mit Hokar und Kelon meinst, Arden^^ Ich danke euch für eure Zeit. Ihr habt ja noch einiges vor, da möchte ich euch auch nicht länger aufhalten. Ich würde ja gerne noch eure Welt erkunden, aber es sieht schon wieder so nach Regen aus, da lasse ich das mal besser bleiben. Ich wünsche euch viel Erfolg und drücke alle Daumen für eine erfolgreiche Reise!

Shivan: Auch dir eine gute Reise in deine Welt mit nur einem Mond.

Arden: Vielen Dank und ja, wir sollten uns wieder auf den Weg machen, bevor das nächste Gewitter kommt. Vielleicht finden wir ja doch noch diese Hexe …

Ich winke den beiden noch ein letzten Mal zu, bevor ich mich wieder auf den Weg zu meinem Portal mache. Jetzt fängt es auch noch an zu tröpfeln. Beneiden tue ich die beiden wirklich nicht. Auf nach Hause, da ist es warm und es scheint die Sonne.

 

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Arden und Shivan hat mir in dem Interview einen kleinen Einblick in ihre Geschichte gegeben. Möchtet ihr mehr über die beiden und die Rettung ihrer Welt erfahren? 

Dann solltet ihr euch das Buch „Das Lied der zwei Völker“ von Saskia Diepold mal genauer anschauen. Mehr Informationen findet ihr auch bei der Autorin (👉 hier). Oder ihr stöbert mal in meiner Rezension 😉


Klappentext: Arden arbeitet als Fischer, doch schon seit geraumer Zeit bleibt der Ertrag aus. Stürme und Gewitter ziehen über das Land und Streit mit seinem Freund hat er auch. Als er eines Tages einen fremden Mann aus dem Meer fischt, der Ardens Sprache nicht spricht und der so ganz anders aussieht als die Menschen der Küste, droht die Stimmung im Dorf zu kippen. Shivan wurde bestraft. Mit der höchsten Strafe, die es in Silmariv gibt. Degradiert und gebrochen findet er sich in einer fremden Stadt wieder, in der er ebenso wenig erwünscht ist wie in seiner einstigen Heimat. Schließlich fordern die Stürme Menschenleben und Gerüchte werden unter den Dorfbewohnern laut. Von der ewigen Nacht ist die Rede, dem Untergang der Welt, und der Fremde muss dafür verantwortlich sein … [Cover-/Textquelle: Saskia Diepold]
 
Bildquellen:
Lichtung © pixabay

Sonne © pixabay
Fisch © pixabay

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