Montag, 2. Mai 2022

ProtaTalk mit Andre & Ric aus "Der Geist, den ich rief"


In einer Stadt ganz in Deiner Nähe

Heute treffe ich mich mal nicht in einer anderen Welt, sondern in der realen. Lange her, dass ich mal ohne Portale an mein Ziel gekommen bin. In dieser Stadt hier war ich bisher auch noch nicht gewesen. Wie gut, dass ich mir für nachher noch ein bisschen Zeit eingeplant habe, um die Stadt zu erkunden. Mit meinem heutigen Interviewpartner Andre bin ich bei ihm zu Hause verabredet. Ein ungewöhnlicher Ort, aber er wollte das so. Er meinte, dass ich das schon verstehen würde. Okay, ich bin gespannt. Das Haus, in dem er wohnt, war recht einfach zu finden, sodass ich sogar ein bisschen früher dran bin. Stört aber hoffentlich nicht. Ich klingle und prompt wird mir auch die Tür geöffnet. Ich laufe in den dritten Stock und da wartet Andre auch schon auf mich. Hm, er schaut gar nicht wie die üblichen Helden aus … eher unscheinbar, mit wirren Haaren und leicht rundlichem Gesicht.

Andre: Hi (lächelt schüchtern und kratzt sich verlegen an der Stirn)

Nachdem wir uns beide einige Sekunden schweigend angestarrt haben, macht Andre einen Schritt beiseite

Andre: Ehm, komm doch erstmal rein.

Ich (lächelt): Danke. 

 

Ich betrete seine Wohnung und gehe auf seinen Wink hin gleich weiter ins Wohnzimmer. Auf dem Couchtisch stehen Tassen, eine Kanne Tee und ein paar Kekse. Und ein Spiegel … muss ich das jetzt seltsam finden? Naja, jeder hat da ja so seine Vorlieben. Hinterfragen werde ich das jetzt einfach mal nicht … oder doch^^

Ich: Die Kekse sehen echt lecker aus. Aber darf ich dich fragen, warum hier ein Spiegel steht?

Andre: Na ja (druckst rum) Also ich war im Park spazieren. Na, eigentlich wollte ich nur nach Hause. Und dann waren da diese Typen … Die wollten mich verprügeln … Die waren aber auch riesig, bullige Bären!

Ric: Es waren ein paar Halbstarke und du hast dich weggeduckt wie ein verschrecktes Huhn! Bloß gut, dass ich als Geist in deinen Körper gefahren bin, um deinen kleinen knackigen Arsch aus der Scheiße zu holen. (schaut mich an) Hi, ich bin Ric.

Ich (schaut etwas entgeistert): Was zum Teufel? (starrt weiterhin den Geist an, der im Spiegel aufgetaucht ist) Ich habe gerade das Bedürfnis, meine Brille zu säubern. Aber den Geist da bilde ich mir jetzt nicht ein, oder? (schaut zu Andre)

Andre schüttelt den Kopf, während Ric ein freches Grinsen im Gesicht liegt. Immer noch ein wenig perplex starre ich ihn im Spiegel an. Warum ich Ric verstehen kann, wenn er doch eigentlich gar nicht existiert, werde ich jetzt wirklich nicht hinterfragen. Die Magie hat manchmal seltsame Formen. Aber immerhin verstehe ich jetzt, warum Andre das Interview unbedingt zu Hause machen wollte. In der Öffentlichkeit wäre das echt lustig geworden.

Ich: Jetzt habt ihr beide mich erfolgreich aus dem Konzept gebracht. Aber gut, Improvisation muss auch mal sein. Daher die wichtigsten Fragen zuerst: wieso bitte beherbergst du einen Geist, Andre? Wie kam es dazu? Und wie lebt man so zusammen? Kann er deine Gedanken lesen? Kann er deinen Körper übernehmen?

Ric: Er hat während eines Gewitters mit meiner kupfernen Heldenstatue im Park gekuschelt und bei einem Blitzschlag habe ich die Chance genutzt.

Andre: Du bist ungefragt in mich eingebrochen.

Ric: Ich habe dir dein langweiliges Leben gerettet, Schätzchen. Sei gefälligst dankbar!

Andre (zieht einen Flunsch): Bin ich ja auch. Aber manchmal kannst du echt … (wird immer leiser)

Ric (verschränkt provozierend die Arme vor der Brust und grinst überheblich): Kann ich was? Echt atemberaubend sein? Umwerfend? Clever?

Andre: Rechthaberisch und einnehmend!

Ric (tut beleidigt): Erstens habe ich wirklich immer Recht, betrachten wir nur mal dein Makeover, und zweitens kann ich gar nicht so einnehmend sein, denn deinen derangierten Körper steuerst du schließlich noch selbst.

Andre (ziemlich leise): Zumindest bis ich schlafe.

Ric: Du bist so nachtragend! Das ist die einzige Zeit, wo ich vor deinen wirren Gedanken meine Ruhe habe, die mich sonst wie Groupies belagern.

Ich (schmunzelt): Okay, ich merke schon, es ist gar nicht so einfach, sich zu zweit einen Körper zu teilen. Ich bin neugierig geworden. Ric, erzähl mir doch ein bisschen was über deine Vergangenheit. Du kommst ja aus einer ganz anderen Zeit, findet man sich hier dann überhaupt zurecht? Moderne Begriffe scheinst du ja zumindest zu kennen.

Ric: Natürlich, schließlich habe ich eine herausragende Auffassungsgabe.

Andre: Im Prinzip ist er ein Softi.

Ric: Nimm das sofort zurück! (wirft Andre einen bösen Blick zu)

Andre (fährt ungerührt fort): Er wollte vor Jahrhunderten seine Familie vor Angreifern schützen und ist dabei umgekommen. Eigentlich ist er ein Held.

Ric (fühlt sich geschmeichelt): Zu viel der Ehre. Aber ja, so ist es grob gelaufen. Und da alle Gedanken, Erinnerungen und Erfahrungen von Andre in mich übergegangen sind, bin ich, was die Zeit betrifft, auf den neuesten Stand.

Ich: Das klingt wirklich nach einem Helden. Aber auch sehr praktisch, wenn die Erinnerungen übergegangen sind. Dann findet man sich hier wenigstens zurecht. Und was genau ist jetzt euer Ziel? Ich nehme ja mal nicht an, dass Ric auf ewig ein Teil deines Körpers sein soll, Andre.

Beide gleichzeitig: Nein!

Andre (räuspert sich): Es ist schön, jemanden bei sich zu haben, der einen auch ohne Worte versteht und … (schaut liebevoll zu Ric auf) na ja, bei dem man sich wohl fühlt, so wie man nun mal ist. Aber Ric braucht seinen eigenen Körper.

Ric: Meine Ahnen haben meinen Leib magisch konserviert und ihn hier in der Stadt versteckt. Wir müssen ihn nur noch finden und dann … (er zwinkert Andre anrüchig zu) kann es endlich richtig losgehen.

Ich: Nach Details frage ich jetzt einfach mal nicht. Aber in dieser riesigen Stadt einen Körper zu finden, stelle ich mir auch echt schwierig vor. Mal eine etwas persönlichere Frage für Zwischendurch. Wie siehts denn in eurem Liebesleben aus?

Ric: Zurzeit führt die Wüste Gobi mehr Wasser, als wir Sex haben.

Andre (läuft rot an): Also da gibt es schon jemanden …

Ric: Du faselst doch nicht schon wieder von diesem breitschultrigen Verkäufer?

(Andre zieht den Kopf ein, worauf Ric einfühlsamer wird)

Ric: Schätzchen, der Typ ist nicht gut für dich. Aber wenn es dich beruhigt: Ich bleib an deiner Seite. (beide lächeln sich liebevoll an)

Ich: Ihr seid süß! Zeit für eine kleine Schnellfragerunde. Lieblingsessen?

Beide synchron: Pizza

Ich: Können wir das zu dritt nochmal wiederholen?^^ Buch oder Film?

Andre: Film

Ric: Buch

Ich: Ich bevorzuge auch eher die Bücher. Hund oder Katze?

Andre: Katze

Ric: Hund

Ich: Okay, ich merke schon, ihr mögt immer was anderes. Eine Eigenschaft, die ihr gerne an euch ändern würdet?

Andre: Schüchternheit

Ric: Liebes, ich bin perfekt, genau so, wie ich bin

Ich (verdreht schmunzelt die Augen): Wieso hab ich auch eine andere Antwort erwartet?^^ Liebstes Hobby?

Andre: Zocken

Ric: Koitus

Ich: Das kommentiere ich am besten einfach gar nicht, Ric. Eine letzte Frage habe ich noch an euch. Wenn ihr die Autorin eures Buches treffen könntet, was würdet ihr ihr sagen wollen?

Andre: Du bist fies, trotz Happy End.

Ric: Ich steh auf deinen Plan – bis auf einen winzigen Punkt.

Ich: Okay, das gebe ich ihr mal genauso weiter. Sie wird schon wissen, was ihr ihr damit sagen wollt. Ich danke euch für eure Zeit und die spannenden Antworten. Für eure Suche drücke ich auf jeden Fall alle Daumen. Einfach scheint das ja wirklich nicht zu werden. Aber ich bin mir sicher, ihr werdet das schon schaffen.

Andre: Hoffentlich! Zumindest sind wir nicht allein.

Ric: Ich werde das Ding schon für uns schaukeln.

Ich: Daran habe ich absolut keinen Zweifel.

Die beiden bringen mich noch zur Tür und kurze Zeit später stehe ich schon wieder unten an der Straße. Also wenn das mal nicht ein seltsames Interview war – aber auch ein sehr spannendes. Ich bin wirklich neugierig, ob die beiden Rics Körper finden können und was dann passieren wird. Aber über diese Fragen zerbreche ich mir später den Kopf, erstmal erkunde ich noch ein bisschen die Stadt.


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Andre und Ric hat mir in dem Interview einen kleinen Einblick in ihre Geschichte gegeben. Möchtet ihr mehr über die beiden und ihre Suche nach Rics Körper erfahren? 

Dann solltet ihr euch das Buch „Der Geist, den ich rief“ von Kati Hyden mal genauer anschauen. Mehr Informationen findet ihr auch bei der Autorin (👉 hier). Oder ihr stöbert mal in meiner Rezension 😉


Klappentext: Andre ist ein Verlierer. Das denken nicht nur seine Arbeitskollegen, sondern auch er selbst. Kein Wunder, warum sich niemand für ihn interessiert - erst recht nicht Leon, der heiße Verkäufer aus dem Laden von nebenan. Während Andre versucht, mit ihm anzubandeln, nistet sich Ric in seinem Körper ein, der vorlaute und narzisstische Geist eines Magiers, den man vor Jahrzehnten ermordet hat. Um Ric wieder loszuwerden, müssen sie seinen Körper finden, der irgendwo in der Stadt gebannt wurde. Plötzlich schenkt Leon ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit, was Ric so gar nicht zu gefallen scheint. [Cover-/Textquelle: Kati Hyden]
 
Bildquellen:
Tee & Kekse © pixabay

 Pizza © pixabay

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