Sonntag, 4. Juli 2021

[ProtaTalk] mit Emma und Finneus aus "Im Licht des Vollmonds"

Düsterer Wald nahe einem kleinen Dorf

Uff, das war eine holprige Portalreise. Wo zum Henker bin ich hier eigentlich gelandet? Hier ist absolut nichts anderes zu sehen als Wald. Da die Bäume so dichte Kronen haben, ist es auch ein bisschen düster. Wie gut, dass Vanessa (die Autorin) mich vorgewarnt hatte und meinte, ich solle mich an einer großen Birke orientieren und in diese Richtung gehen, bis ich zu einer kleinen Lichtung komme. Ah, da ist sie schon – also los. Da hinten kann ich die Hütte schon erahnen. Aber so wirklich wohl ist mir hier beim Herumlaufen nicht, ich könnte schwören, dass ich beobachtet werde. Und sehe ich da zwischen den Bäumen nicht auch ein Paar unheimlich leuchtende Augen? Und höre ich nicht auch ein Heulen? Ähm ja, ich geh dann mal ganz schnell weiter, ich hab‘s ja gleich geschafft. Kurz bevor ich die Hütte erreiche, kommt auch schon eine junge Frau heraus. Sie hat ein einfaches, graues Kleid mit einer hellen Schürze an und ein langer blonder Zopf liegt über ihrer Schulter. Das muss Emma sein. Sie hat ein Bündel Kleidung im Arm und legt es in eine Kuhle neben der Hütte. Dann dreht sie sich zu mir um.

Emma: „Seid gegrüßt. Du musst Andrea sein, oder?“ Sie mustert meine Kleidung erstaunt. „Solch ungewöhnliche Gewänder habe ich noch nie gesehen. Vanessa hatte gesagt, dass uns jemand aus ihrer Welt besuchen kommt.“

Ich: Es freut mich, dich kennenzulernen. Ist Finneus denn auch schon da? Ich bin wohl ein wenig zu früh.

Emma (blickt hinter mich in den Wald): „Er kommt gleich. Finneus ist auf der Jagd.“

Gemeinsam gehen wir in die Hütte und setzen uns an einen Tisch. Darauf steht schon frisch aufgebrühter Kräutertee, von dem Emma mir einen Becher eingießt.

Ich: Danke, dass du oder eher ihr euch zu dem Interview bereit erklärt habt. Ich war doch ein wenig überrascht, als Vanessa mir gesagt hat, dass unser Treffpunkt eine Hütte mitten im Wald ist. Warum lebst du denn hier und nicht in einem der Dörfer draußen?

Emma: „Gern. Ich werde versuchen, deine Fragen zu beantworten. Das mit der Hütte... Früher wohnte ich mit meiner Familie im Dorf.“ Emma überlegt, wie sie am besten antworten soll. „Na ja. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich, wie ich hergekommen bin. Nach dem letzten... Zusammenstoß mit meinem Verlobten bin ich in den Wald gelaufen, um mein Lamm zu finden. Nur leider verirrte ich mich und stürzte schwer.“ Emma schaute kurz gedankenverloren in die Ferne. „Als mich ein riesiger schwarzer Wolf aufspürte, dachte ich, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Allerdings wachte ich am nächsten Morgen in dieser Hütte auf.“

Ich: Oh weh, das klingt ja überhaupt nicht gut. Darf ich fragen, warum du alleine in den Wald gelaufen bist, um das Lamm zu suchen? Ich meine, die Chance, es hier zu finden, war doch eigentlich sehr gering – vor allem wenn man bedenkt, welche Geschichten sich um diesen Ort ranken.

Emma nestelt an ihrem Kleid herum. „Ich weiß, es war gefährlich, aber in meiner damaligen Situation sah ich keinen anderen Ausweg.“

Ich: Du hast gesagt, du hattest einen Zusammenstoß mit deinem Verlobten. Geht es dir gut? Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes passiert.

Emma senkt den Blick. „Es war sehr schlimm, aber mittlerweile geht es mir wieder gut…“

Ein dunkelhaariger Mann in einem hellen Hemd und einer braunen Lederhose betritt die Hütte. „Dieses Scheusal wird bekommen, was er verdient“, knurrt er und legt seine Hand beschützend auf Emmas Schulter.

Ich: Du musst Finneus sein, es freut mich sehr, auch dich kennenzulernen. Schön, dass du auch zu uns stoßen konntest. Was hast du denn noch gemacht, wenn ich mal neugierig fragen darf?

Finneus nickt zur Begrüßung und hält zwei Kaninchen in die Höhe. „Ich war jagen.“ Er legt sie neben den Herd, wäscht sich die Hände und setzt sich zu uns an den Tisch.

Ich: Sieht nach einer erfolgreichen Jagd aus. Finneus, du wohnst ja anscheinend auch hier im Wald. Warum hast du die Sicherheit eines Dorfes aufgegeben und stattdessen den gruseligen Wald vorgezogen?

Finneus: „Das hier ist meine Hütte und mir ist der Wald mit all seinen Tieren Tausend Mal lieber, als die tumben Menschen draußen in ihren Dörfern. Als Kind lebte ich mit Mutter und Schwester unter den Dörflern, doch dann beschlossen sie, mich als Monster zu brandmarken und meine Familie auslöschen zu wollen. Wenn ich einem Menschen begegne, dann sollten sie zu ihrem ach so tollen Gott beten, dass ich sehr gut gelaunt bin.“

Ich: Und ich dachte, Emmas Geschichte wäre schon schockierend. Es tut mir sehr leid, was dir da widerfahren ist. Was sind eure Pläne für die Zukunft? Was würdet ihr euch wünschen, wenn ihr einfach mal träumen dürft?

Emma sieht Finneus schüchtern von der Seite an. „Ich würde gern meine Familie wiedersehen, aber das ist zu gefährlich … Davon abgesehen gefällt es mir im Wald.“

Finneus zwinkert Emma zu. „Also ich bin vollkommen zufrieden.“

Ich: Ich hoffe sehr, dass du deine Familie trotzdem wiedersehen kannst, Emma. Gehen wir mal kurz ans Eingemachte. Wie siehts denn mit der Liebe aus? Ich weiß, Emma, du hast da bisher keine guten Erfahrungen gemacht, aber das muss ja nicht für immer so sein.

Emma: „Das stimmt. Mein Verlobter hat mich sehr schlecht behandelt…“ Sie schaut zu Finneus und errötet. „Aber ich habe die Hoffnung, dass ich irgendwann auch schöne Erfahrungen machen darf.“

Finneus streichelt sanft über Emmas Hand. „Ich gebe dir so viel Zeit, wie du benötigst.“

Ich (schmunzelt): Ich glaube, du bist in guten Händen, Emma. Ähm Tatzen … oder so. Egal, Zeit für eine kleine Schnellfragerunde. Ich hoffe, ihr seid bereit?! Hütte oder freier Himmel?

Emma: „Hütte.“

Finneus: „Himmel.“

Ich: Lieblingsessen?

Emma: „Ich liebe Waldfrüchte und Obst. Wobei ich normalerweise auf Erdbeeren und ähnliches verzichten muss, weil wir Dörfler den Wald sonst nie betreten.“

Finneus: „Ich mag Hirsch ja sehr.“

Ich: Hirsch habe ich noch nie probiert. Aber bei Erdbeeren bin ich total dabei. Sommer oder Winter?

Emma: „Frühling“

Finneus: „Sommer, wobei der Winter auch schön sein kann.“

Ich: Ich finde, sie haben alle so ihren schönen Seiten. Eine letzte Frage habe ich noch an euch. Wenn ihr die Autorin eures Buches treffen könntet, was würdet ihr ihr sagen wollen?

Emma: „Vanessa hat mir einiges zugemutet, aber ohne all das wäre ich Finneus wohl niemals begegnet.“

Finneus: „Diese Frau Autorin soll mir ausreichend Zeit geben, wenn ich einem gewissen Drecksack über den Weg laufen sollte…“ Sein Blick wird ein bisschen mordlustig.

Ich: Ähm ja … das werde ich ihr ausrichten. Aber ich glaube, dass sie deinen Wunsch erfüllen wird. Danke, dass ihr euch die Zeit für das Interview genommen habt. Ich muss jetzt leider wieder nach Hause. Tatsächlich werde ich doch ein wenig froh sein, wenn ich den Wald verlassen habe. Irgendwie ist der mir nicht so ganz geheuer.

Emma: „Vielen Dank für deinen Besuch und eine gute Heimreise.“

Finneus gibt Emma einen Kuss auf die Wange und erhebt sich. „Ich begleite dich zum Portal. Wir wollen doch nicht, dass du dich verirrst und am Ende über Wölfe stolperst, die dich mit ihrer nächsten Mahlzeit verwechseln…“

Finneus, höre auf, ihr Angst zu machen!“, rügt Emma ihn.

Ich (lacht): Ich sag ja, ein gruseliger Wald. Vielen Dank dir für das Angebot, das nehme ich gerne an.

Gemeinsam mit Finneus mache ich mich auf den Weg zum Portal. Der Rückweg ging bedeutend schneller als der Hinweg, was vielleicht auch an Finneus liegt, der sich hier so gut auskennt. Ich bedanke mich nochmal bei ihm fürs Hinbringen und das Interview und mache mich dann auf den Weg in meine Zeit.

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Emma & Finneus haben mir in dem Interview einen kleinen Einblick in ihre Geschichte gegeben. Möchtet ihr mehr über die beiden erfahren?

Dann solltet ihr euch das neue Buch „Im Licht des Vollmonds“ von Vanessa Carduie mal genauer anschauen. Mehr Informationen findet ihr auch bei der Autorin (👉 hier)

Klappentext: Ein Lamm, ein Sturz und eine verhängnisvolle Begegnung
Um das Überleben ihrer Familie zu sichern, ist Emma gerne bereit, ihr persönliches Glück zu opfern und den Sohn des Schmieds zu heiraten. Allerdings steht die Ehe unter keinem guten Stern, denn ihr zukünftiger Gatte vergeht sich schon kurz vor der Hochzeit an ihr. Als dann auch noch ihr wertvollster Besitz, das kleine Lämmchen, verschwindet, muss Emma es unbedingt finden, denn es soll ihre Familie über den Winter bringen. Die Suche führt sie in den angrenzenden Wald, um den sich düstere Legenden ranken. Ein Sturz verhindert Emmas Rückkehr ins Dorf. Damit scheint ihr Ende besiegelt zu sein, denn im Licht des Vollmondes schleichen unheimliche Wesen umher. Als eines von ihnen auf die junge Frau aufmerksam wird, verändert sich Emmas Leben unwiederbringlich. Wird sie den dunklen Wald jemals verlassen können? Und wenn ja – zu welchem Preis? [Cover-/Textquelle: Vanessa Carduie]


Bildquellen:
Düsterer Wald © pixabay
Waldbeeren © pixabay

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