Ufff ... na da hat Sophia heute ja ein brisantes Thema ausgepackt. Momentan lese ich öfter mal davon, dass (Kinder-)Bücher umgeschrieben werden sollen, weil sie politisch nicht mehr korrekt sind. Genauer angeschaut habe ich mir die dazugehörigen Artikel bisher aber nicht.
Tatsächlich sehe ich das Thema etwas zwiegespalten ... zum einen kann ich nachvollziehen, dass man eine gewisse correctness in Büchern (egal ob Kinderbücher oder die erwachsene Literatur) haben möchte. Das würde ich jetzt aber nicht nur auf political beziehen, sondern generell festhalten wollen. Gerade in der heutigen Zeit macht es schon Sinn, gewisse Sachen wirklich korrekt einzubauen und die tatsächlichen Gegebenheiten zu thematisieren.
Andererseits wäre genau das für mich auch ein Knackpunkt ... das gilt finde ich nur für Bücher mit klarem und gewolltem Realitätsbezug. Dort sollte es schon den Tatsachen entsprechen. Bei Büchern, die aber ausschließlich Fiktion sind (und damit meine ich nicht nur die Fantasy, sondern alle Genre), ist es meines Erachtens nach nicht zwingend notwendig. Schließlich hat sich hier jemand etwas ausgedacht und dann sollte er auch die Freiheit haben, das System darum und die Facetten so zu schreiben, wie er es für die Geschichte braucht und notwendig hält. Dafür ist Fantasie und Kreativität schließlich auch da. Ich finde es aber genauso richtig, die Ideen zu hinterfragen und zu schauen, ob man nicht doch ein bisschen political correctness einbauen kann. Betonung auf kann, nicht muss. Ich fände es schade, wenn man dies vorgeben würde, denn es wäre ein klarer Einschnitt in die kreative Freiheit.
Ob man (Kinder-)Bücher nun extra umschreiben muss? das beantworte ich am ehesten mit nein. Viele Generationen haben diese Geschichten schon gelesen und auch ihnen war bewusst geworden, dass manches nicht genau so in der Realität ist, wie es in den Büchern geschrieben steht. Bei Interesse für ein Themengebiet hat man sich eh näher damit beschäftigt und so auch einen Eindruck von den Unterschieden bekommen. Ich sehe vor allem auch den Aufwand, der dahinter steht, alles nun umzuschreiben - wäre es nicht einfacher, ein Vor- oder Nachwort einzubauen, der auf die Unterschiede hinweist und die Thematik erklärt? Schlussendlich ist es für mich auch irgendwo ein Einschnitt in die kreative Freiheit, Bücher nachträglich zu verändern. Das ist auch nicht unbedingt das, was ich über Bücher vermittelt haben möchte. Vom Prinzip her könnte es ja dann immer passieren, dass aus irgendeinem Grund alle Bücher umgeschrieben werden müssen - kann ich es mir dann überhaupt noch erlauben, ein Buch zu schreiben oder zu lesen? Finde ich an der Stelle grenzwertig. Die zukünftig geschriebenen Bücher können ja political correctness haben, aber die vergangenen würde ich genauso belassen wie sie sind.
Insgesamt eine sehr schwierige Thematik, die man von den allgemeinen Diskursionen auch nicht ganz trennen kann. Mir fällt noch ein Beispiel ein, das mit Büchern nichts zu tun hat, aber mit der Grundthematik: ein Arbeitskollege berichtete davon, dass seine Kinder im Kindergarten zum Fasching nicht mehr als Indianer gehen dürfen (aufgrund eben jener Diskussionen). Aber als Cowboy wäre es zum Beispiel noch erlaubt.
Schlussendlich wird dieses Thema wohl eine Gradwanderung werden zwischen Fiktion und Realität in Büchern und wie genau man es schlussendlich darstellen möchte.
Guten morgen,
AntwortenLöschenOhja das sehe ich auch so, das man gerade alte Kinder(bücher) nicht mehr unbedingt umschreiben bzw zensieren sollte, das war halt die damalige Zeit gewesen, man sprach bzw schrieb halt so.
Schönen Wochenstart wünscht Sheena
https://sheenascreativworld.blogspot.com/2023/04/montagsfrage-wie-steht-ihr-zur.html
Richtig. Es ist eben auch der Geist der damaligen Zeit und das sollte man nicht unter den Tisch kehren. Gleiches gilt ja auch für die Zukunft - was heute korrekt ist, kann es morgen schon wieder nicht sein.
LöschenHuhu Andrea,
AntwortenLöschenBücher sind geistiges Eigentum. Deshalb finde auch ich, dass Originaltexte niemals angepasst werden dürfen, ob nun im Sinne der Political Correctness oder aus anderen Gründen. Zur Vergangenheitsaufarbeitung gehört, dass wir uns mit gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzen und klar benennen, welche Formulierungen u.ä. nicht mehr akzeptabel sind. Bücher aus früheren Jahrhunderten einfach zu überschreiben, ist dabei nicht hilfreich.
Anders sehe ich es allerdings bei neuen Übersetzungen. Solange diese den Originaltext nicht völlig verfälschen, finde ich es in solchen durchaus legitim, sie dem Zeitgeist anzupassen.
Montagsfrage auf dem wortmagieblog
Liebe Grüße und eine schöne Woche,
Elli
Da gebe ich dir absolut recht. Übersetzungen anzupassen finde ich vom Prinzip her auch eine gute Idee, fände da aber auch einen Hinweis am Anfang wichtig - damit die Thematik an sich nicht unter den Tisch fällt.
LöschenHey Andrea,
AntwortenLöschenumschreiben würde ich Bücher auch auf keinen Fall, das wäre ja ein enormer Einschnitt in die kreative Freiheit. Ich glaube es geht bei vielen der Diskussionen gar nicht unbedingt vordergründig um Inhalte (z.B. problematische Botschaften oder stark stereotypisierte Figuren und andere Klischees), sondern oftmals einfach nur um Begrifflichkeiten, die wir heute nicht mehr verwenden. Hierbei wäre es schon möglich, bei neuen Ausgaben oder neuen Übersetzungen, andere Worte zu finden und bei Pippi Langstrumpf beispielsweise den "Inselkönig" einzusetzen als das böse N-Wort. Dem stehe ich auch nicht unbedingt abgeneigt gegenüber. Das Problem ist dabei nur, dass dies die Frage aufwirft, an welcher Stelle man aufhört mit den Änderungen, wenn man erstmal anfängt, Bücher nochmal zu prüfen. Ich würde da vielleicht gerne im Einzelfall nochmal diskutieren wollen, komme aber grundsätzlich auch zu dem Schluss, dass ich gerne Klassiker Klassiker sein lassen möchte.
Liebe Grüße
Sophia
Die Frage nach dem "wann hört man auf" habe ich mir auch schon gestellt - denn wenn man einmal anfängt, wird man vieles finden, was aus irgendwelchen Gründen nicht korrekt ist. Vor allem weil sich das ja auch mit der Zeit wieder verändern wird.
LöschenGegen Begriffsänderungen in neueren Übersetzungen habe ich nichts, nur sollte man dann vielleicht am Anfang des Buches einen Hinweis darauf geben - damit die Thematik nicht unter den Tisch fällt.
Hallo Andrea^^
AntwortenLöschenIch sehe das genauso wie du. Alte Bücher würde ich nicht umschreiben, aber man kann bei Neuauflagen der Bücher einen kleinen Disclaimer reinhauen, der dann aufklärt: So zu reden/denken war zu der und der Zeit üblich. Natürlich ein bisschen ausführlicher und besser formuliert, natürlich.
Weil verfälschen würde ich da jetzt auch nichts, weil wie ich schon in einem anderen Blog sagte, solche Bücher sind auch ein kleines Fenster in die Vergangenheit, dass man sehen kann, wie war das Leben damals so, wie tickte die damalige Gesellschaft so? Mit Veränderungen und Zensur würde man dieses Fenster trüben.
Liebe Grüße,
Kira
Hi Andrea,
AntwortenLöschenjetzt, wo ich die meisten (oder alle?) Antworten gelesen habe, so ist das Thema innerhalb unserer Runde gar nicht so brisant. Vielleicht wird es auch nur ein wenig von der Presse aufgebauscht? Man könnte fast den Eindruck haben.
Viele Grüße
Frank (alias Der Büchernarr)