Montag, 27. Juli 2020

[Rezension] Christian Handel - Rowan & Ash. Ein Labyrinth aus Schatten und Magie




Autor: Christian Handel
Titel: Rowan & Ash. Ein Labyrinth aus Schatten und Magie
Reihe: -
Genre: Jugendbuch, Gayromance
Verlag: ueberreuter
Erscheinungsdatum: 20.07.2020
Seiten (Print): 416
Preis: Print 17.95€; Ebook 14.99€




Sein Weg? Vorherbestimmt! Seine Verlobung? Arrangiert! Seine Gefühle? Verboten! Tritt ein in eine Welt voll dunkler Magie und geheimer Sehnsucht!
Seit seinem dritten Lebensjahr ist Rowan O’Brien mit der Kronprinzessin von Iriann verlobt. Für seine Familie bedeutet die Heirat viel, versprechen sich die O’Briens mit der Verbindung doch eine Rückkehr an die Macht. Aber im Vorfeld der Hochzeit sorgen Gerüchte für Verstimmung: Rowans enge Freundschaft mit der gleichaltrigen Magierschülerin Raven wird von missgünstigen Stimmen aufgebauscht und großgeredet. Dabei empfindet Rowan nichts als Freundschaft für Raven. Die Wahrheit ist viel komplizierter: Rowan liebt keine andere Frau. Sondern den Königssohn Ash.

[Cover-/Textquelle: uberreuther]

Ehrlich gesagt fällt es mir ein bisschen schwer, diese Rezension zu schreiben. Ich hatte mir von dem Buch einiges erhofft, aber wahrscheinlich war es einfach zu viel, denn am Ende musste ich schon sagen, dass ich enttäuscht war.

Am Anfang bin ich gut in das Buch reingekommen und auch der Schreibstil des Autors hat mir gut gefallen. Er lässt sich flüssig lesen. Er ist an vielen Stellen auch sehr beschreibend, wobei ich da sagen muss, dass ich mir nicht alles vorstellen konnte. Zumindest wollte sich kein wirkliches Kopfkino einstellen. Auch muss ich sagen, dass mir die Kapitel zu kurz waren und es sich so anfühlte, als würde man zu schnell in der Handlung springen.

Rowan hat mir gefallen, vor allem weil man hier einen sehr guten Eindruck von seiner Gefühlswelt bekommt. Als Ich-Erzähler der Geschichte kann man seine Gedankengänge nachvollziehen.
Am besten hat mir aber Ash gefallen, seine etwas draufgängerische Art hat mich einfach in den Bann gezogen. Vor allem sorgt er für die ein oder andere interessante Wendung in der Handlung.
Ansonsten fand ich die Charaktere insgesamt gut, viele sind mir aber im Laufe der Handlung einfach etwas blass geblieben - bzw. waren zum Ende hin einfach nicht mehr präsent, auch wenn ich mir da mehr gewünscht hätte. Dazu zählt leider auch die Verlobte Alyss.

Am Anfang des Buches hat mir das Verhältnis zwischen Liebesgeschichte und Fantasysetting noch gut gefallen. Man bekommt von beiden gute Eindrücke. Das Setting insgesamt hatte wirklich viel Potenzial und ich fand es spannend herauszufinden, was es mit der Magie und dem Schattenlabyrinth auf sich hat. Aber im Verlauf der Handlung hat sich dieses Gleichgewicht verändert - hin zu einem Fokus auf die Liebesgeschichte und Rowans Entscheidungen. Was ja per se nicht unbedingt schlecht ist, aber für mich ist das Fantasysetting einfach untergegangen und wurde nicht mehr wirklich behandelt. Es war zwar noch da, aber irgendwie nur so nebenher, auch wenn es meines Erachtens nach sehr viel Potenzial gehabt hätte. Insgesamt hatte die Handlung die viel Potenzial, aber so richtig hat sie es meiner Meinung nach nicht ausgeschöpft. Einige Wendungen fand ich auch vorhersehbar.

Das äußert sich dann auch darin, dass mir das Ende gar nicht gefallen hat. Die Liebesgeschichte kann man als abgeschlossen erklären und ich fand es schön, dass die beiden Protagonisten ihren Weg gefunden haben. Aber was alles andere angeht, hab ich eigentlich nur Fragen in meinem Kopf. Gefühlt hört das Buch einfach mitten in der Handlung auf, ein paar Punkte wurden zwar abgearbeitet, aber auch da fehlte mir einfach die Tiefe. Und vergessen wir nicht alle anderen, die gar nicht mehr behandelt wurden. Wozu für mich auch einige zentrale Fragen zählen, die eigentlich am Anfang der Geschichte mal wichtig waren, hier jetzt aber irgendwie nicht mehr.
Das Buch ist nur ein Einzelband und deswegen finde ich es einfach nur sehr schade, dass es dann so extrem offen ist und Fantasysetting an sich so untergegangen ist.

***ACHTUNG, jetzt kommen Spoiler!!!***

Dieser Punkt bezieht sich jetzt auf die queere Liebesgeschichte und nein, ich habe prinzipiell kein Problem damit, im Gegenteil ich lese das sogar sehr gerne.
Ich fand es schön, dass dies hier in die Handlung eingebaut wird und man durch Rowans Sicht auch sehr gut den Zwiespalt zwischen 'ich möchte allen anderen gerecht werden' und 'ich bin schwul' mitbekommen konnte. Ash ist da ein Gegenpart, der sich nicht in diesem Zwiespalt befindet und eher offen mit seiner Sexualität umgeht. Soweit so gut. 

Aber ich hätte mehr einfach gewünscht - gerade am Ende kann man zwar sagen, dass die beiden sich gefunden haben, aber welche Auswirkungen das in irgendeiner Form hat (positiv oder negativ), wird gar nicht mehr thematisiert. Ich hätte mir auch gewünscht, dass das Thema Homosexualität hier nicht ganz so negativ behaftet wäre, weil man eigentlich ständig den Eindruck bekommt, dass es von allen verteufelt wird (weswegen der Rowan ja auch in seinem Zwiespalt steckt). Ja, ich weiß, wie die Realität ist und dass da vieles eben nicht Friede-Freude-Eierkuchen ist. Aber genau deswegen würde ich mir wünschen, dass man das in der Literatur auch einfach ein bisschen anders behandeln kann. Das hätte man auch am Ende machen können, in dem man auf die Reaktionen und Folgen des Coming Outs eingeht, aber das kam eben nicht. Und so fühlte es sich eben auch wie nichts Halbes und nichts Ganzes an.

***Spoiler Ende***


Von "Rowan & Ash" hatte ich mir einiges erhofft, aber leider hat das Buch meine Erwartungen nicht erfüllen können. Wo es am Anfang noch ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Liebesgeschichte und Fantasy gibt, verschiebt sich das im Verlauf einfach zu sehr zur Liebesgeschichte. Das Fantasysetting hatte meines Erachtens nach sehr viel Potenzial, das aber leider nicht ausgeschöpft wurde. Die Protagonisten haben mir gefallen, wobei ich vor allem Ash ins Herz geschlossen habe. Mit am meisten gestört hat mich das offene Ende. Dafür, dass es nur ein Einzelband ist, sind mir einfach viel zu viele Fragen ungeklärt geblieben.


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Aus dem Leben einer Büchersüchtigen 4/5
Hörnchens Büchernest 4.5/5
Buchfee 5/5

Vielen herzlichen Dank an den Verlag und den Autor, dass ich an der Leserunde teilnehmen durfte.

12 Kommentare:

  1. Hallo Andrea

    Ich muss heute auch noch einen Flop rezensieren. Schade ist es, wenn man sich auf ein Buch gefreut hat und enttäuscht wird. Das nächste wird wieder besser :-)

    Hab eine schöne Woche,
    Gisela

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    1. Ja, aber da kann ich mein Leseverhalten noch so gut kennen, irgendwie mogelt sich immer ein Flop dazwischen.
      Das nächste Buch ist übrigens besser ;)

      LG Andrea

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  2. Hallo Andrea,

    sehr schade, dass so viel am Ende offen bleibt, was anfangs als so wichtig erschien. Und noch schlimmer, da stimme ich dir zu, ist es, wenn die Geschichte abgeschlossen ist und keine Folgeband kommen soll, der hoffentlich noch etwas mehr zur Aufklärung dienen könnte.

    Ich bin nun schon ein paar Mal über das Buch gestolpert, aber dies ist meine erste Rezi, die ich dazu gelesen habe. Mich hatte bisher der Klappentext nicht angesprochen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich gerade eine kleine Fantasypause einlegen muss, nachdem ich die Reihe zu "Das Reich der sieben Höfe" komplett verschlungen habe. *lach

    Ich hoffe, deine aktuelle Lektüre ist besser. ;)

    Liebst,
    RoXXie

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    1. Per se würde mich das offene nicht so stören, wenn es Fortsetzungen geben würde. Aber da das nicht so ist, fühlt es sich doch einfach bescheiden an mit den vielen offenen Fragen.

      LG Andrea

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  3. Ach das ist ja schade - ich muss gestehen, dass ich mich eher nicht zu Romance hingezogen fühle - Ausser mal zu Weihnachten da kann es dann auch ruhig schön kitschig sein. Ich kann es nicht leiden, wenn die Lovestory das eigentliche Thema verdrängt - dann soll es eher ein Liebesroman, statt ein Fantasy Roman sein - ich hab auch mal eins gelesen - da haben die in einer Tour gepoppt - jedesmal wenn es spannend wurde - schwupps Sex...ohhhwwaaa...Ich war so genervt.
    Aber wahrscheinlich reagiere ich da schon extremer, weil ich es einfach nicht mag...schön dosiert hineingestreut - kein Thema - aber mehr brauch ich nicht...
    Schade, das dieses Buch ein Flop für dich war.

    Liebe Grüsse

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    1. Ich hab ja nichts gegen Liebesgeschichten in Fantasyromanen ... aber ich mag es dann auch nicht, wenn diese alles einnimmt und die Fantasy so untergeht, dass ich mich frage, warum braucht es die Fantasy?
      Gegen schön dosiert hab ich auch absolut gar nichts ;)

      LG Andrea

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  4. Hallo liebe Andrea,
    dieses Buch stand, so habe ich zumindest den Eindruck gewonnen, bei vielen Leser/innen weit oben auf der Wunschliste. Ich finde es sehr schade, dass es dann doch einige Kritikpunkte gab.
    Ich kann gut verstehen,dass du dir auch gerade bzgl. der Liebesgeschichte in einigen Punkten mehr Tiefe gewünscht hättest und auch etwas enttäuscht warst, dass die Fantasyelemente etwas vernachlässigt wurden. Bei einem abgeschlossenen Band würde ich mir auch wünschen, dass möglichst alle Fragen geklärt werden. Sicherlich spricht nichts gegen ein offenes Ende, wenn es gut gemacht ist. Aber gewisse Punkte müssen einfach geklärt werden.

    Eine sehr hilfreiche und ausführliche Rezension von dir. Vielen Dank dafür <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Bisher haben es auch schon einige gelesen und soweit ich das gesehen habe, waren die meisten absolut begeistert.

      Ich hab per se auch nichts gegen ein offeneres Ende, aber hier steckt man praktisch noch mitten in der Geschichte und das stört mich dann doch. Vor allem weil zentrale Fragen absolut nicht geklärt wurden.

      LG Andrea

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  5. Hi Andrea!

    Das ist wirklich sehr schade, denn ich hatte das Buch eigentlich auf meiner Wunschliste, bin aber auf dem Wege, es davon zu streichen...

    Von Christian Handel hatte ich ja "Rosen & Knochen" gelesen, ein relativer kurzer Band, ich glaube mit knapp 200 Seiten, da geht man davon aus, dass man nur einen "Ausschnitt" bekommt. Du weißt was ich meine oder?

    Bei einem dickeren Buch erwarte ich mir dann aber doch etwas mehr davon, hinter die Kulissen zu schauen und wenn dann so viel offen bleibt, ist es ärgerlich.
    Vielleicht kommt dann eine Spontanankündigung zu einer Fortsetzugn? Wäre ja nicht das erste Mal, fände ich trotzdem irgendwie doof...

    Da ein "High Fantasy" Setting sich ja meist ans Mittelalter anlehnt, ist es naheliegend, dass queere Paare sozusagen "verteufelt" werden.
    Ein echt tolles Beispiel ist da die Reihe von Mark Anthony "Die letzte Rune" (Fantasy). Sex oder Liebe sind zwar nicht im Vordergrund, aber es gibt einige queere Beziehungen die einfach "da sind" ohne großes Getue - und das in einer reihe von 1999 - 2005 ... da könnten sich viele mal ein Beispiel nehmen ;)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. "Rosen & Knochen" habe ich ja auch gelesen und da hat mich die Offenheit nicht gestört. Ich weiß, was du mit dem "Ausschnitt" meinst und stimme dir da auch absolut zu.

      Vielleicht kommt die Ankündigung ... wer weiß^^ aber so wirklich freuen würde mich das jetzt auch nicht, weil es eben nicht so ausgelegt wurde und das Buch trotzdem auch eigenständig funktionieren sollte. Was es ja nicht so wirklich tut. Ist dann was anderes, wenn man es von vorneherein als Mehrteiler ausschreibt.

      Das verteufeln an sich finde ich nicht schlecht, aber ich würde mir einfach "mehr" wünschen. Dieses Thema kann man auf so viele Arten behandeln und doch bleiben wir immer wieder in den gleichen Mustern hängen. Das stört mich einfach.

      LG Andrea

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  6. Hallo Andrea

    Jetzt muss ich bei deiner Rezension zum Buch auch noch vorbeischauen, um mir deine umfassende Meinungen dazu durchzulesen. Ich hatte ja bereits an anderer Stelle erwähnt, dass ich um das Buch bereits herumgeschlichen bin, weil mich der Klappentext angesprochen hatte. Bevor ich es auf meine Wunschliste packe, wollte ich aber die ersten Meinungen dazu durchlesen und bin nun froh, gewartet zu haben.

    Die Kritikpunkte, die du erwähnst könnten auch aus vielen meiner Rezensionen stammen, die ich zuletzt zu Fantasybüchern aus dem Young Adult Bereich geschrieben habe. Ich finde es auch schade, wenn das Potenzial eines Fantasy-Worldbuildings nicht genutzt wird und vieles dann zugunsten einer Liebesgeschichte draufgeht. Aber das scheint wohl ein Mittel zu sein, das gut bei Leser*innen dieses Genres ankommt. Ich hatte erst vor kurzem ein Fantasy Roman für Erwachsene gelesen und da war das ganz anders. Hier scheint es ja vordergründig auch nur um die Liebesgeschichte gegangen zu sein. Da reicht für mich der LGBT-Aspekt dann leider auch nicht aus, damit sich das Buch von der Masse des Genres hervorhebt. Und genau das scheint hier passiert zu sein. :/

    Danke für die ehrliche Rezension. Dadurch bin ich mir nun sicher, dass ich das Buch nicht auf meine Wunschliste packen werde. Das Buch enthält laut deiner Rezension einfach zu viele Kritikpunkte, über die ich nicht hinwegsehen und mich ebenfalls sehr stören würde.

    Schade. Ich hätte auch andere Erwartungen an das Buch gehabt. :/

    Liebe Grüsse
    Mel

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    1. Im Nachhinein hätte ich auch lieber gewartet, aber bei den vielen bisher überwiegend positiven Meinungen hätte ich dann wohl auch nicht wirklich weiter gewusst.

      Das Problem mit dem Fantasy-Wordbuilding hab ich bei Young Adult leider auch öfter schon gehabt und mögen tue ich es auch nicht. Deswegen lese ich das Genre auch nur noch eher selten.
      LGBTQ reicht für mich auch nicht mehr aus ... dafür lese ich einfach zu viel aus dem Bereich und hab mir dazu auch eine Meinung gebildet, wie man das vielleicht in Geschichten verpacken könnte. Gerade bei einem jüngeren Publikum frage ich mich immer, was diejenigen mitnehmen sollen und hier war da irgendwie nichts.

      Danke! Auch wenn es trotzdem schade ist, dass das Buch nun endgültig nichts mehr für dich ist.

      LG Andrea

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